Was sind eigentlich Ziesel?
Das europäische Ziesel (Spermophilus Citellus) gehört zur Familie der Erdhörnchen und ist der nächste Verwandte des Murmeltiers. Die tagaktiven Tiere sind etwas kleiner als Eichhörnchen und ernähren sich vorwiegend von Grünzeug, Samen und Blüten. Anders als vielfach behauptet, fressen die Nager jedoch – mit Ausnahme von Karotten – keine Wurzeln. Gerüchte, wonach sie an chronischem Heißhunger auf Beton leiden, sind zudem falsch.
Ziesel bevorzugen als Lebensraum Steppengebiete und Graslandschaften. Man findet sie jedoch auch in Weingärten und Brachen. Heute weiß man, dass die Tiere anpassungsfähiger sind, als bisher angenommen. Sie wohnen in unterirdischen Bauten, die bis zu 1,5 Meter unter die Erde reichen und kommen vornehmlich an den Tagesrändern an die Oberfläche. Regen und starke Sonnenschein meiden sie. Besonders bemerkenswert ist ihr langer Winterschlaf, der bis zu 8 Monate, in etwa von September bis April, dauern kann.
Die Weibchen werfen einmal pro Jahr zwei bis zehn Jungtiere, wobei in freier Natur die Sterblichkeit des Nachwuchses hoch ist. Ziesel leben in Kolonien. Mit charakteristischen hohen Pfeiftönen warnen sie sich vor möglichen Gefahren.
Verbreitung
Einst waren Ziesel im Osten Österreichs weit verbreitet, doch heute stehen sie in unserem Land an erster Stelle der Roten Liste. Auch in Wien konnte man die Tiere früher häufig antreffen. So gibt es Berichte aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wonach sie auch im Prater beim Lusthaus lebten. Ältere Werke aus dem 19. Jahrhundert dokumentieren, dass die Ziesel damals sogar in der Steiermark und in Kärnten vorkamen.
Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Da man völlig zu Unrecht meinte Ziesel seien Schädlinge, wurden sie noch bis Ende der 1960er Jahre gnadenlos verfolgt. Manche Gemeinden zahlten sogar „Schwoafal“-Prämien für jedes erlegte Tier. Mit zunehmender Intensivierung der Landwirtschaft und fortschreitender Verbauung ihrer einstigen Lebensräume, ging jedoch der Zieselbestand in Österreich dramatisch zurück. Auch in Wien existieren nur mehr kleine Restpopulationen im Süden und Norden.
Ziesel und Naturschutz
Die Ziesel stehen in Wien nach dem Wiener Naturschutzgesetz, gemäß der Vorgabe durch die Fauna-Flora-Habitats-Richtlinie der Europäischen Union, unter strengem Schutz. Sie genießen am gesamten Stadtgebiet Lebensraumschutz. So sind z.B. jede absichtliche Störungen der Tiere in ihrem Lebensraum sowie dessen Beschädigung oder der Transport der Tiere verboten.
Der dringende Handlungsbedarf zum Schutz der Ziesel drückt sich auch darin aus, dass sie als „prioritär bedeutend“ eingestuft sind, d.h. die Stadt Wien den überaus kritischen Erhaltungszustand der Ziesel pro-aktiv mit geeigneten Fördermaßnahmen verbessern will.
Was ist los beim Wiener Heeresspital?
Auf den Grünflächen am und rund um das Wiener Heeresspital existiert eine große Kolonie der Ziesel. Es handelt sich dabei sehr wahrscheinlich um deren größtes isoliertes Vorkommen in Wien. Der Marchfeldkanal auf der einen und Verbauung auf der anderen Seite lassen eine Abwanderung der Tiere oder den Austausch mit anderen Populationen nicht zu.
Das kopfstarke Ziesel-Reservat beim Heeresspital war im Jahr 2009 längst bekannt. Dennoch wurde im Zuge einer neuen Flächenwidmung das Ziesel-Habitat im Eiltempo teilweise für Wohnbau gewidmet. Eine Umweltprüfung fand dabei unverständlicherweise nicht statt.
Die Ziesel, die auf der Brache nördlich des Heeresspitals leben, sind nun durch ein konkretes Bauprojekt bedroht. Etwa 1.000 Wohnungen sollen im Lebensraum der „prioritär bedeutenden“ Tiere errichtet werden.
Priorität für die Ziesel!
Angesichts der gravierenden Versäumnisse in der Planung und dem kritischen Erhaltungszustandes der Ziesel in Wien, ist nun die Politik gefordert, konkrete wirksame Schritte zu deren Schutz zu setzen. Aufgrund der zurecht prioritären Bedeutung der Tiere, darf es keine Experimente mit ungewissen Ausgaben geben.
Die IGL-Marchfeldkanal tritt dafür ein, dass die Stadt Wien von der Verbauung des Habitats Abstand nimmt, so wie schon in der Vergangenheit auf den ehemaligen Radio Austria Gründen. Auch dort sollten Wohnungen auf einem von Ziesel bewohnten Areal errichtet werden. Aufgrund eines von der SPÖ eingebrachten Antrags wurden jedoch im Wiener Gemeinderat einstimmig gegen die Verbauung entschieden.
Zudem setzen wir uns für die Umwidmung der von den Ziesel am und um das Heeresspital bewohnten Flächen in ein Naturschutzgebiet ein. Es soll jene Form von Schutzgebiet beschlossen werden, die den Schutz der vom Aussterben bedrohten Tiere bestmöglich sicherstellt.
Unterschreiben Sie jetzt!
Die IGL-Marchfeldkanal sammelt Unterstützungserklärungen für ein Naturschutzgebiet zum Schutz der Ziesel. Unterschreiben auch Sie! Einfach das Formular von unserer Homepage herunterladen, Ausfüllen, Einscannen oder Abfotografieren und an uns per E-Mail zurückschicken. Vielen Dank!
Links
Seit heute wird auch südlich des Heeresspital bei schneetreiben gebaggert! Es werden quadratische Flecken am ganzen Feld in den Boden gearbeitet! Anscheinend beginnt jetzt da auch das Zieselmorden!
Hallo!
Auch bei uns steht ein Projekt an, bei dem Ziesel in ihrem Lebensraum beeinträchtigt werden – Kiesgrubenerweiterung Schönkirchner Kies RU4-U-737 Nö. Landesregierung.
Es wird sogar beantragt, dass die Lebensräume unattraktiv zu gestalten sind, ich vermute, dann werden die Ziesel sich nicht mehr vermehren oder zugrunde gehen . Sie haben dann kaum ein Ausweichgebiet, da vom Abbau 50 ha betroffen sind.
Bitte geben Sie mir Tipps, wie ich das bei der Verhandlung nächste Woche beeinspruchen kann.
Vielen herzlichen Dank
Emma aus 2241 Schönkirchen-Silberwald
@ Andreas Gruber: Darf ich dein annimiertes Ziesel für die Bitte um Petitions-Weiterleitung verwenden?
Unbedingt unterstutzen – !!!!!
Die Ziesel durfen nicht übersiedelt werden.