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Archive for Oktober 2013

Heeresspital-Ziesel: EU-Kommission fordert Stellungnahme von Wien

Erfolg für die IGL-Marchfeldkanal !

Die EU hat eine von der Bürgerinitiative eingebrachte Beschwerde zu den fragwürdigen Vorgängen rund um die Stammersdorfer Ziesel akzeptiert.

Nach eingehender Prüfung der umfassenden Unterlagen, konfrontiert die EU-Kommission nun die Republik Österreich mit unseren Vorwürfen. Innerhalb von zehn Wochen muss Österreich dazu gegenüber Brüssel Stellung beziehen.

Können die schwerwiegenden Vorwürfe nicht ausräumt werden, droht ein Mahnschreiben von den obersten europäischen Naturschützern und in weiterer Folge ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof. Eine Verurteilung käme die österreichischen Steuerzahler teuer.

Indes ist das Ziesel-Vorkommen nördlich des Heeresspitals signifikant angewachsen. Anstatt freiwillig abzuwandern, haben sich die Tiere nahezu am gesamten Areal ausgebreitet! Eine gestreute „Success-Story“, wonach Ziesel bereits übersiedelt wären, entpuppt sich hingegen als PR-„Ente“.

Doch für Jubel bleibt keine Zeit, denn es ist die bange Frage zu stellen:

Fahren beim Heeresspital nun bald die Bagger auf, um möglichst rasch vollendete Tatsachen zu schaffen?

Umfassende Beschwerde im Juli 2013 eingebracht

Unter Beiziehung unabhängiger, in Fragen des europäischen Umweltrechts anerkannter Experten, hat sich die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal im Juli 2013 mit einer detaillierten Beschwerde an die europäische Kommission gewandt.

Das von uns beauftragte Gutachten kommt zum Schluss, dass das geplante Projekt in zahlreichen Punkten gegen Artikel 12 der FFH‐Richtlinie verstößt und somit die Wiener Naturschutzbehörde MA 22 die Ausnahmeregelungen des Artikel 16 der FFH‐RL anwenden hätte müssen. Der erteilte Bewilligungsbescheid geht auf diesen Umstand jedoch kaum bzw. fehlerhaft ein und gibt keine Gründe gemäß Art. 16 Abs. 1 der FFH-RL an.

Folgende Punkte bilden den Kern unserer Beschwerde:

  • Wissenschaftlich unerprobtes Konzept einer „freiwilligen Abwanderung“ des Ziesels und des Feldhamsters
  • Ungeeignete Ausgleichsflächen
  • Absichtliche und aktive Vertreibung von Ziesel und Feldhamster
  • Absichtliches Fangen von Tieren
  • Bewilligter Baubeginn ohne gesichertes Funktionieren der neu geschaffenen Ausgleichsflächen
  • Störende Einflüsse des Betriebs des geplanten Vorhabens auf die lokale Population
  • Das Fehlen nachvollziehbarer Angaben auf welche Weise das völlige Verlassen aller Lebensräume geprüft wird

Gemäß Artikel 12 und 16 der FFH-RL wären von der Wiener Behörde vor Erteilung einer Ausnahme alternative Projektstandorte zu prüfen gewesen. Zudem hätte das öffentliche Interesse an der Realisierung des Projekts gegenüber dem hohen Schutzbedürfnis der Ziesel- und Feldhamster-Populationen abgewogen werden müssen.

Beide zur Gewährung von Ausnahmen im europäischen Artenschutz verbindlich anzuwendende Verfahrensschritte wurden jedoch nicht durchgeführt.

Wichtiger Erfolg für Bürgerinitiative

Zur Prüfung der Beschwerde wurden der Kommission der MA 22-Bescheid, all seine Beilagen und sämtliche im Zusammenhang relevanten Dokumente übermittelt. Im Aufgreifen unseres Anliegens durch die zuständige EU-Stelle sehen wir bereits einen ersten wichtigen Erfolg zur Rettung der Ziesel am Marchfeldkanal.

Denn wir sind zutiefst davon überzeugt, dass die Experten in der Kommission jede Beschwerde zunächst eingehend prüfen und nur in wirklich begründeten Fällen tatsächlich weiterverfolgen.

Damit zeigt sich, dass die von uns vorgebrachten, bislang aber stets unwirsch vom Tisch gewischten, Argumente, sehr fundiert sind.

Ziesel haben sich am gesamten Bauland ausgebreitet!

Beobachtungen der IGL-Marchfeldkanal werden nun auch von offizieller Seite bestätigt. Wie die Ziesel-Expertin Ilse Hoffmann in der Facebook-Gruppe „Rettet die Ziesel“ erklärt, hat die Anzahl der am Feld nördlich des Heeresspitals lebenden Ziesel merkbar zugelegt.

Von der Naturschutzbehörde MA 22 war zudem auf Anfrage zu erfahren, dass die Tiere mittlerweile auch in jene Zonen eingewandert sind, die bislang nicht von ihnen besiedelt waren. Nur an kleineren Randstellen des rund sieben Hektar großen Areals sind noch keine Zieselbaue zu finden.

Damit ist nun endgültig klar: Das hochgejubelte Konzept einer „freiwilligen Abwanderung“ auf überwiegend abgelegene und zudem teils ungeeignete Ausgleichsflächen hat sich als eklatanter Fehlschlag erwiesen.

Ziesel-Übersiedlung entpuppt sich als PR-„Ente“

Für Aufregung sorgte ein Medienbericht, dass Ziesel schon umgezogen seien und die Umlenkung der Tiere erfolgreich sein könnte. In einer ersten Reaktion auf Facebook rückte die darin zitierte Ilse Hoffmann, den Artikel zurecht:

„Fotos und Zitat wurden von mir freigegeben, allerdings hatte ich keine Gelegenheit, den Artikel gegenzulesen. Wen die Fakten interessieren: Bitte unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz den aktuellen Quartalsbericht von der MA22 anfordern. Im übrigen: 11 Baue sind grade mal 5 % des derzeitigen Bestands auf der Projektfläche…“

Ziesel-Bau oestlich des Wiener Heeresspitals im April 2012In Wahrheit ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der mutmaßlichen Wander- Ziesel gar nicht auf die Ersatzflächen zugewandert ist, sondern dort ihren angestammten Lebensraum hat. Insbesondere jene auf der östlich am Heeresspital angrenzenden Ausgleichsfläche A3.

Denn schon im April 2012, also ein Jahr vor Beginn der Lenkungsmaßnahmen, waren auf A3 um die 10 Ziesel-Baue zu finden. Auch heuer waren dort vergleichbar viele Baue präsent. In diesem Licht reduziert sich somit die ohnehin schon geringe Zahl von 11 mutmaßlichen Wander-Zieseln, nochmals auf einen Bruchteil.

Fotos von Ende April 2012 dokumentieren, die bereits damals auf A3 vorgefundenen Ziesel-Baue:

Fotos und Miniclips

Droht nun die totale Eskalation?

Monsterschild am Marchfeldkanal zur Zieselumlenkung AIn Brüssel befasst sich die EU-Kommission mit dem fragwürdigen Bescheid der Naturschutzbehörde, am Bauland haben sich die Ziesel – statt Abzuwandern – nahezu flächendeckend ausgebreitet. Jeder der fünf Bauplätze ist von Zieseln oder Feldhamstern besetzt.

Angesichts dieser für die Projektbetreiber ausweglosen Situation ist zu befürchten, dass beim Heeresspital in Kürze die Baumaschinen auffahren werden. Denn schon seit Wochen verkündet dort eine anonyme Monstertafel ab Herbst 2013 „erste Projektumsetzungsschritte auf zieselfreien Flächen“.

Laut telefonischer Auskunft des beauftragten Bauunternehmens, soll in Randbereichen des Ziesel-Felds die Humusschicht abgetragen und anschließend geschottert werden.

Jener am Schild dargestellter Abschnitt, wo „umgesetzt“ werden soll, ist von Zieseln und potentiell von weiteren, der amtsbekannten geschützten Arten besiedelt. Doch jetzt wo die Tiere die Baue verschlossen und ihren Winterschlaf begonnen haben, sind die Baueingänge nicht mehr sichtbar. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wo genau wehrlose Ziesel unter der Erde schlafen. Strafen für kleine „Hoppalas“ könnten die Verantwortlichen aus Portokassa begleichen.

Vermutlich will man die „ersten Projektumsetzungsschritte“ als landwirtschaftliche Tätigkeit deklarieren, denn der MA22-Bescheid verbietet strikt jede Aufnahme von Bauarbeiten, wenn sich am betroffenen Bauplatz noch geschützte Tiere und in einem Umkreis von 50 Metern Zieselbaue befinden. Allerdings lässt die Behörde den Bauträgern weitgehend freie Hand für landwirtschaftliche Aktivitäten im Ziesel-Lebensraum.

Fragen Sie sich also:

Wo werde ich sein, wenn die Bagger kommen?

Ziesel-Schutz kostet Geld – Bitte helfen Sie!

Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere Aktivitäten zum Schutz der Ziesel am Marchfeld.

Die Daten unseres Spendenkontos, das dankenswerterweise vom Wiener Tierschutzverein zur Verfügung gestellt wird, lauten:

Wiener Tierschutzverein
IBAN: AT68 6000 0000 9212 3610
Verwendungszweck: Ziesel-Schutz

Wir danken für Ihre Unterstützung!

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