Geschichte des Zieselvorkommens beim Heeresspital
- 1990er: Der Marchfeldkanal wird errichtet, bei Grabungsarbeiten „huschen Ziesel vor den Baggern weg“, wie uns damalige Arbeiter schildern.
Zieselsichtungen werden auch immer wieder von früheren Präsenzdienern aus dem Heeresspital erwähnt. - 2005: Größere Ziesel-Population beim Heeresspital wird amtlich festgestellt
- August 2007: Bundesheer ruft MA 22 (Wiener Umweltbehörde) wegen „Ziesel-Plage“
- März 2008: Bauträger kaufen Grundstücke nördlich des HSP
- Februar 2010: Wiener Gemeinderat beschließt neue Baulandwidmung
o MA 22 und Umweltanwaltschaft weisen nicht auf Vorkommen der streng geschützten Ziesel hin - Mai 2011: Behörden werden von Anrainern über Ziesel-Sichtungen informiert
- Juni 2011: Spontane Wiederaufnahme der Landwirtschaft
o Energische Proteste verhindern vollständiges Pflügen des Feldes - September 2011: Bauträger kaufen Randflächen des Heeresspitals
- Oktober 2011: Gutachten der Uni Wien schätzt 828 Ziesel beim Heeresspital
o 170 Tiere am Feld nördlich davon - November 2011: Stadtrat Ludwig kündigt naturschutzrechtliches Verfahren an
- Mai 2012: Laufendes Monitoring durch Uni Wien startet
- Juni 2012: Mehr als 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei der Ziesel-Mahnwache
- August 2012: Uni Wien kann keine Ziesel jenseits des Marchfeldkanals feststellen
o Somit keine Wanderbewegungen über Brücke - September 2012: Weit verstreute Ausgleichsflächen werden eingereicht
- Ende 2012: Bezirksparlament Floridsdorf fordert in Mehrheitsbeschlüssen:
o Absiedlung des Bauprojekts von HSP an Alternativstandort
o Naturschutzgebiet auf allen Grünflächen rund um das HSP - März 2013: Stadtrat Ludwig im VOR-Magazin:
o Stadt Wien besitzt über 2 Mio. m² Baulandreserve - April 2013: EU-Kommission beschließt EU-weiten Ziesel-Aktionsplan
- Mai 2013: MA 22 genehmigt Umsiedlung auf Ausgleichsflächen
- Juni 2013: IGL-Marchfeldkanal legt bei der EU Beschwerde gegen den Bescheid ein.
- Oktober 2013: EU-Kommission leitet gegen Österreich ein Vor-Verfahren ein.
- Oktober 2013: Ziesel breiten sich am Projektareal weiter aus: jetzt 200 Tiere. Uni Wien kann keine Ziesel auf Ausgleichsflächen jenseits des Marchfeldkanals feststellen.
o Somit keine Wanderbewegungen über Brücke - Anfang 2014: Bürgermeister Michael Häupl schlägt in „Krone“-Interview vor, Heeresspital an Wohnbauträger zu verkaufen. Bezirksparlament Floridsdorf spricht sich einstimmig gegen Verkauf an Bauträger aus, solange dort geschützte Tierarten vorkommen. (1, 2)
- Mai 2014: Trotz eindeutiger Vorgaben im Bescheid der MA22 stellen Bauträger Pflege der Fläche teilweise ein, ohne vorher Annahme der Ausgleichsflächen durch Ziesel nachzuweisen.
- Juli 2014: Mitglieder der Wiener Naturwacht und weitere Helfer mähen einen Teil der Fläche und werden von der Kanzlei des SPÖ Justizsprechers Jarolim im Auftrag der Bauträger auf fünfstellige Eurobeträge verklagt.
- September 2014: (nicht rechtskräftiger) Gerichtsbeschluss nach Klage eines Grundbesitzers:
Bauträger dürfen sein Grundstück (A8) nicht als Ausgleichsfläche verwenden. Mangels ausreichend verfügbarer Ausgleichsflächen ist somit eine Umlenkung nicht möglich. - September 2014: Bauträger stellen Ergebnisse des Architektenbewerbs vor, nehmen Anmeldungen für Wohnungen entgegen. Bau soll 2015 von Westen her begonnen werden, sie erwarten, dass Ziesel vor den Baustellen zurückweichen und weitere Flächen freigeben. Ob sie auf den (zu wenigen) Ausgleichsflächen auftauchen, interessiert keinen.
- Oktober 2014: Recherche zu Zahlen der „Wien wächst“ Broschüre der Stadt Wien ergibt: Floridsdorf übererfüllt Neubau-Bedarf bei Weitem.
- Oktober 2014: Neueste Zahlen veröffentlicht: 289 Ziesel auf Projektfläche (119 mehr als 2011).
Ausbreitung nach Westen in die Projektfläche hinein. - Mai 2015: nur mehr ca. die halbe Zieselfläche wird gepflegt. Kaum Ziesel auf Ausgleichsflächen.
- Mai 2015: Stadt Wien veröffentlicht Zieselaktionsplan, Vorkommen beim Heeresspital wird gegenüber anderen Vorkommen schlechter gestellt.
- Juni 2015: Um 70.000€ wird ohne Vorliegen einer Baugenehmigung ein „Zieselsteg“ errichtet, der Zieseln Wanderung auf Ausgleichsflächen jenseits des Kanals ermöglichen soll (vor allem Fläche A8).
- Juni 2015: „Krone“ veröffentlicht Pläne für Erdabtrag und Zerstörung von Zieselbauen auf 1/3 der Projektfläche. Wiener Umweltanwaltschaft legt Einspruch ein.
- Juli 2015: Rechtskräftige Verurteilung des Bauträgers (Kabelwerk) nach Klage eines Grundbesitzers:
Grundstück (A8) darf nicht als Ausgleichsfläche verwendet werden. Nach einer weiteren Klage gegen das Kabelwerk: Rohre des nun sinnfreien Zieselstegs, die ursprünglich in A8 endeten, werden gekürzt. - Oktober 2015: „Freiwillige“ Umlenkung endgültig gescheitert: Bestand auf Projektfläche trotz fehlender Mahd stabil bei 270, Bestand auf Ausgleichsflächen wächst trotz Brücke nicht (25).
- April 2016: Die vor der Wienwahl noch bestrittene Erdabtragung auf ca. 1/3 der Projektfläche wird genehmigt und durchgeführt.
- Oktober 2016: Stabiler Bestand von 276 Tieren drängt sich auf dem Rest der Projektfläche. Bestand auf Ausgleichsflächen wächst nicht (26). Trotz Brücke kein einziges Ziesel auf der anderen Seite des Marchfeldkanals.
- April 2017: Bauareiten starten auf 2016 abgetragenen Flächen – Auswirkungen auf benachbarten Lebensraum offen.
- Juli 2017: Erdabtragung auf einem „vergessenen“ Teil des Baufelds der Sozialbau – weitere 0.3 ha Lebensraum zerstört.