Ziesel sind europaweit streng geschützt und stehen in Österreich auf der Roten Liste ganz oben. Doch beim Wiener Heeresspital geht es jetzt einem großen Vorkommen an den Kragen. Ab April werden dort Baumaschinen anrücken [1] um große Teile des Oberbodens abzutragen und damit Lebensraum unwiederbringlich zu zerstören.
Damit fallen nun im Wiener Ziesel-Skandal endgültig die scheinheiligen Masken. Denn allen penetranten PR-Inszenierungen zum Trotz, sind die herzigen Nager nicht vom Bauland nördlich des Heeresspitals abgewandert, sondern haben sich ausgebreitet. Neue juristische Winkelzüge einer völlig eingeschüchterten Naturschutzbehörde sollen nun der mit der Politik eng vernetzten Baulobby dennoch zu einem Baubeginn verhelfen.
Zugleich poltert die Wiener SPÖ vom Bürgermeister abwärts gegen den Schutz der Ziesel [2], deren Großvorkommen beim Heeresspital schon vor Planungen und Investitionen amtsbekannt war [3], aber seitdem beharrlich ignoriert wurde. Obwohl dazu verpflichtet, will man offenbar das strenge Naturschutzgesetz nicht mehr exekutieren und freundschaftlichen Profit an dessen Stelle treten lassen. Selbstredend mischt auch die skandalgebeutelte SPÖ-nahe Sozialbau, die zuletzt mit fürstlichen Gagen erneut in die Schlagzeilen geraten war [4], beim Heeresspital mit.
Hingegen zeichnen ungenutzte Flächenwidmungen im Ausmaß von 33.000 Wohnungen [5] und 2,3 Mio. Quadratmeter Bauland im direkten Besitz der Stadt Wien [6]ein drastisches Bild politischen Unvermögens, freilich ohne dass dies zu selbstkritischer Reflexion der Verantwortlichen führen würde. Angesichts solch üppiger Voraussetzungen kann jedenfalls weder die angespannte Situation am Wiener Wohnungsmarkt auf die streng geschützten Ziesel abgewälzt werden, noch das Projekt beim Heeresspital alternativenlos sein.
Bis hierher und nicht weiter – Sofortiger Baustopp!
Gegen die empörende und rücksichtslose Offensive der Stadt Wien gegen die Ziesel beim Heeresspital formiert sich nun massiver ziviler Widerstand auf allen Ebenen [7].
Als Sofortmaßnahme fordern die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal und ihre Unterstützer, die sich gemeinsam schon seit Jahren für den Ziesel-Schutz einsetzen, einen sofortigen Baustopp beim Heeresspital.
Erst wenn die EU-Kommission, die derzeit eine entsprechende Beschwerde der IGL-Marchfeldkanal im Detail prüft, trotz der haarsträubenden neuen Wiener Bescheide tatsächlich zur Einschätzung gelangen würde, dass das Vorgehen beim Heeresspital artenschutzrechtlich einwandfrei wäre, darf über eine Wiederaufnahme behutsamer Lenkungsmaßnahmen überhaupt erst wieder nachgedacht werden.
Jetzt entschieden Zeichen setzen – Demo am 3. April 2016
Am Sonntag, dem 3. April 2016, findet eine Demonstration gegen den unmittelbar bevorstehenden Oberbodenabtrag und für einen sofortigen Baustopp beim Heeresspital statt.
Treffpunkt ist um 14:30 Uhr bei der Endstation der Straßenbahnlinie 31, Bahnhofplatz/Stammersdorf.
Ort der Demo ist beim Zieselfeld, Ecke Gaswerkstraße / Jane-Tilden-Gasse, 1210 Wien.
Ansprachen
Folgende Vertreter von Politik und NGOs haben freundlicherweise einen Redebeitrag zur Darlegung ihrer Positionen zugesagt:
- Madeleine Petrovic, Präsidentin Wiener Tierschutzverein
- Udo Guggenbichler, Umweltsprecher FPÖ Wien
- Rüdiger Maresch, Umweltsprecher Grüne Wien
- Elisabeth Olischar, Umweltsprecherin ÖVP Wien
- Bettina Emmerling, Umweltsprecherin NEOS Wien
- Hans Jörg Schimanek, WIFF
- Tom Putzgruber, Verein Respektiere
Nehmen Sie mit Familie, Freunden und Bekannten teil um entschieden gegen die verheerenden Zerstörungen im Ziesel-Habitat zu protestieren. Gemeinsam setzen wir ein unmissverständliches Zeichen gegen den politisch gewollten, inakzeptablen Umgang mit streng geschützten Tierarten in Wien!
SMS-Kette koordiniert wirksame Protestaktionen
Sobald beim Heeresspital die Baumaschinen auffahren, werden vor Ort – im Rahmen der Legalität – wirksame Protestmaßnahmen stattfinden. Entsprechende Vorbereitungen wurden bereits getroffen. Wenn Sie an den Aktionen gegen unwiederbringliche Vernichtung von wertvollem Lebensraum und gegen vorsätzliche Gefährdung streng geschützter Ziesel aktiv mitwirken möchten, tragen Sie sich bitte in den dazu eingerichteten SMS-Verteiler ein.
Real-Time-Infos in Facebook-Gruppe “Rettet die Ziesel”
Damit alle Ziesel-Unterstützer immer am letzten Stand sind, werden in der Facebook-Gruppe Aktion “Rettet die Ziesel” laufend aktuelle Infos gepostet. Bitte laden Sie auch Ihre Freunde in die Gruppe ein und teilen Sie die Ziesel-Demo auf Facebook.
Heute noch die Ziesel – aber morgen schon …. ?
Das rücksichtslose Vorgehen Wiens gegen die Allerschwächsten im Stadtgebiet macht Angst. Wenn der Stadtregierung bei der Vernichtung wertvoller natürlicher Ressourcen ohne zwingende Not nicht Einhalt geboten wird, dann haben Rechtssicherheit, Respekt und Fairness ihre Zukunft hinter sich und Wien steuert düsteren Zeiten politischer Willkür entgegen.
Darum: Bis hier her und nicht weiter! Der Kampf um die Ziesel ist auch ein Kampf um eine lebenswerte Zukunft für Wien und geht uns alle an. Seien Sie dabei!
Referenzen
[1] Kurier, 17.2.2016: Umweltamt verteidigt Baggerungen auf Ziesel-Grund
[2] Kurier: 13.3.2016: Ruhephase der Ziesel hat bald ein Ende
[3] Kurier: 1.12.2011: Ziesel-Streit in der Verlängerung
[4] Die Presse, 11.3.2016: Sozialbau: Höhere Gagen als erlaubt
[5] Die Presse, 12.2.2016, Wohnbau: Genug Flächen, zu wenig Bauten
[6] wien.gv.at, 30.6.2015, 68. Wiener Gemeinderat (25)
[7] kurier.at, 24.3.2016, Streit um die Ziesel verlagert sich auf die Straße
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