In den letzten Wochen hat sich herausgestellt, dass Ziesel und Feldhamster auf den Feldern nördlich des Wiener Heeresspitals leben. Die Ziesel wurden schon mehrmals von verschiedenen Anrainern gesichtet. Wie ihr im Bild sehen könnt, ließ sich sogar eines fotografieren.
Das Vorkommen von Zieseln und Feldhamstern ist für benachbarte Gebiete bereits dokumentiert. Zum Beispiel kann man die am Heeresspital-Areal lebenden Ziesel hören und beobachten, wie sie sich dort zwischen Löchern tummeln.
Bei den Zieseln und Feldhamstern handelt es sich um Arten, die nach dem Wiener Naturschutzgesetz unter STRENGEM Schutz stehen. Das Ziesel – es steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten – gilt laut östereichischem Umweltdachverband als das am meisten bedrohte Säugetier Österreichs. Es genießt in Wien zudem Lebensraumschutz und ist laut der Wiener Naturschutzverordnung auch als prioritär bedeutend eingestuft.
Die MA22 (Wiener Umweltabteilung), die von Anrainern über die Zieselvorkommen verständigt wurde, hat sich mittlerweile das Feld nördlich des Heeresspitals fachkundig angesehen. Die Experten gelangten zu dem Schluss, dass hier tatsächlich Ziesel bzw. Feldhamster leben dürften. In der Folge wird die MA22 nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Bauprojekt nördlich des Heeresspitals in die Wege leiten.
Der Schutz bedrohter Arten war und ist den Verantwortlichen der Stadtregierung ein großes Anliegen. Wenn die UVP zum Ergebnis hat, dass durch das Projekt der Lebensraum bedrohter Arten beeinträchtigt wird, müssen entsprechende Schritte zum Wohle der Tiere gesetzt werden. Unter anderem kommen Umsiedlungen oder spezielle Berücksichtigung in der Grünanlagengestaltung als mögliche Maßnahmen in Frage. Beides könnte sich in der Praxis jedoch als schwierig erweisen. Ersteres, weil die Umsiedlung auf geeignete Ausgleichsflächen für die Tiere nicht frei von Risiken ist und zweiteres, weil die angestrebte Verbauungsdichte dazu nur wenig Spielraum bietet.
Es gab aber auch schon Projekte in Wien, wo im Interesse des Artenschutzes von einer Bebauung des betroffenen Gebiets gänzlich Abstand genommen wurde. Als Beispiel seien die ehemaligen Radio Austria Gründe im 10. Bezirk genannt, wo im Jahr 2005 eine Wohnanlage aufgrund der dort lebenden Ziesel nicht errichtet wurde, sondern das Areal in der Folge in einem Allparteien-Konsens zum Naturdenkmal erklärt wurde.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind natürlich alle Spekulationen über mögliche Auswirkungen auf das Bauprojekt nördlich des Heeresspitals verfrüht. Wir werden die UVP mitverfolgen und Euch am laufenden halten.
Für nähere Infos über Ziesel und Feldhamster und deren spezifische Situation in Wien, sucht im Internet nach „Ziesel Wien“ oder „Feldhamster Wien“. Ihr werdet dazu viel an hochinteressanter Lektüre finden. Einige ausgewählte Links findet Ihr unten.
An dieser Stelle zwei Bitten:
- Die meisten von uns sind nach Stammersdorf gezogen, um hier ein naturverbundenes Leben am Stadtrand genießen zu können. Quasi als Nachbarn der vom Aussterben bedrohten Ziesel und Feldhamster, liegt es also auch an uns, dass sie sich hier bei uns wohl fühlen. Darum sollten wir die Tiere so wenig wie möglich in ihrem Lebensraum stören. Bitte achtet daher auch auf Eure Hunde und Katzen.
- Wir freuen uns über Fotos, die die Tiere hier bei uns zeigen, aber appellieren in deren Interesse zugleich auch eindringlich, ihr Ruhebedürfnis zu respektieren.
Interessante Links zum Thema:
- http://www.wien.gv.at/umweltschutz/naturschutz/biotop/ziesel.html
- www.univie.ac.at/ziesel_hamster/index.html (Hier haben Sie die Möglichkeit Ihre Beobachtungen zu melden)
- www.zieselschutz.at
- http://www.umweltdachverband.at/fileadmin/user_upload/pdfs/Presse/Rote_Liste.pdf
- http://archiv.print-gruppe.com/data/384/2010/17/tmp/34_384_2010_17.pdf
- http://sciencev1.orf.at/news/35683.html
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