Beim Wiener Heeresspital bahnt sich eine wissenschaftliche Sensation an!
Wie Untersuchungen der Universität Wien belegen, weichen die beim Heeresspital vorkommenden Ziesel in Größe und Gewicht zum Teil sehr deutlich von anderen Populationen ab. Außerdem treten Tiere mit markanter, bis dato nirgendwo beobachteter Fellfärbung auf.
Da die strukturellen Unterschiede bereits bei Jungtieren ausgeprägt sind, würde die international renommierte Ziesel-Forscherin Dr. Ilse Hoffmann die Präsenz einer bis dato unbekannten Unterart des Europäischen Ziesels nicht ausschließen.
Nun droht der Stadt Wien ein blamables Fiasko. Gibt sie tatsächlich grünes Licht für die Absiedlung der Heeresspital-Ziesel auf weit verstreute Einzelflächen, so könnte eine neu entdeckte Unterart schon wieder Geschichte sein, noch bevor sie eingehend erforscht wurde.

Ziesel mit dieser auffälligen Fellzeichnung kommen nur rund um das Wiener Heeresspital vor. (Foto: Norbert Szewieczek)
Ökologischer Bericht der Bauträger enthüllt Sensation
Die wissenschaftliche Spitzenmeldung wurde im aktuellen Bericht der ökologischen Bauaufsicht für das Bauprojekt nördlich des Wiener Heeresspitals publiziert und ist im Detail hier nachzulesen:
>>> Ökologischer Bericht 18.10.2012 <<<
Anhand statistischer Auswertung der Ziesel-Vermessungsdaten (Alter, Gewicht, Größe) und Gegenüberstellung mit Vergleichspopulationen kommt die Ziesel-Expertin Dr. Ilse Hoffmann in dem Papier zu dem bemerkenswerten Schluss:
Die Ziesel im Projektgebiet sind also relativ zu ihrer geringen Körpergröße ziemlich schwer, vor allem, was die Jungtiere betrifft. Da davon auszugehen ist, dass strukturelle Muster (Knochenwachstum) stabiler ausgeprägt sind als Gewichtsschwankungen, liegt die Vermutung nahe, dass dieser Phänotyp genetisch fixiert sein könnte. Diese Vermutung wird durch die gelegentliche Beobachtung eines außergewöhnlichen Farbschlags unterstützt.
Die Forscherin vermutet also, dass die beobachteten Erscheinungsbilder außerhalb jeer Bandbreite liegen, die dem herkömmlichen Europäischen Ziesel vorgegeben ist. Vielmehr könnte eine genetische Anpassung an die speziellen, im Umfeld des Wiener Heeresspitals wohl jahrzehntelang vorherrschenden, Bedingungen stattgefunden und so letztlich zur Ausbildung einer neuen Unterart des Europäischen Ziesels geführt haben.
Das ist insofern bemerkenswert, da das nächstgelegene, im Detail erforschte, Ziesel-Vorkommen am Bisamberg und dessen Ausläufern zwar nur etwa 1,5 Kilometer entfernt ist, jedoch selbst gegenüber diesen Tieren signifikante Abweichungen hinsichtlich Größe und Gewicht feststellbar sind. Dieser Umstand unterstreicht die vollständige Isolation der Ziesel-Population beim Heeresspital von anderen Vorkommen und damit deren außerordentliche Schutzbedürftigkeit.
Weiterführende Informationen in Wikipedia: Phänotyp, Genotyp

Ein weiteres Ziesel mit dem außergewöhnlichem Farbschlag, aufgenommen nördlich des Wiener Heeresspitals. (Foto: Yoko Muraoka)
Evolution versus Ignoranz beim Heeresspital
Die Situation der Ziesel in Österreich ist dramatisch. Keine andere heimische Art ist objektiv so stark vom Aussterben bedroht. Wie sich nun zeigt, hat die Natur beim Wiener Heeresspital sämtliche Register gezogen, um sich gegen das Erlöschen der dortigen Population, eine der letzen großen Österreichs, zu stemmen.
Gegen Ignoranz sind jedoch selbst die anpassungsfähigsten Lebewesen machtlos. Obwohl ihr dichtes Vorkommen beim Wiener Heeresspital längst amtsbekannt war, fielen die Ziesel in Planung und Widmung des Großbauprojekts am Marchfeldkanal befremdlicherweise unter den Tisch.
Statt frühzeitig, noch vor den millionenschweren Grundstücksankäufen, für den tatsächlichen Schutz der Tiere zu sorgen, bedurfte es erst der Entdeckung der Kolonie durch aufmerksame Bürger und damit eines glücklichen Zufalls um die Ziesel vor dem möglichen Tod durch die Bagger zu retten.
Ziesel-Schutz statt Festhalten an aussichtslosem Vorhaben
Mit dem Auftreten einer möglichen neuen Unterart, kommt der Ziesel-Population beim Wiener Heeresspital nun eine nochmals gesteigerte Bedeutung zu. Für die europaweiten Anstrengungen die Ziesel-Bestände zu stabilisieren und in der Folge zu verbessern, ist das außergewöhnliche Vorkommen von höchstem wissenschaftlichem Interesse. Das hochriskante Zerstreuen der wertvollen Kolonie auf einen ungeeigneten Fleckerlteppich wäre in diesem Licht schlicht blamabel.
Dementsprechend fordert die Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal die gewissenhafte Einhaltung der Naturschutzgesetze, die den beabsichtigten Eingriff in den Lebensraum der streng geschützten Tiere verbieten. Statt entgegen aller fachlicher und rechtlicher Bedenken weiterhin am Bauprojekt festzuhalten, sollte nun – wie zuletzt vom Floridsdorfer Bezirksparlament eindrucksvoll gefordert – endlich mit den Planungen des Vorhabens auf Ersatzflächen begonnen und die Festsetzung eines geeigneten Naturschutzgebiets rund um das Heeresspital eingeleitet werden.
Jetzt unterschreiben!
Neben der Mehrheit der Floridsdorfer Volksvertreter, setzen sich bereits 8.300 Menschen mit ihrer Unterschrift für den nachhaltigen Schutz der Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital ein. Bitte unterschreiben auch Sie!
Das nächstgelegene Zieselvorkommen ist in der Sowinetzgasse1/Gerasdorfer Str. 103 und 105. Ca. 500m südöstlich des Heeresspitals. Die Frau Dr. Hoffmann kennt die Vorkommen.
lg Richard Krampl