Roter Wahlkampf anno 2005. 10 Jahre später pfeift die SPÖ auf Zieselschutz.
In den Kampf gegen das Ziesel-Habitat beim Heeresspital – eines der letzten großen in Österreich soll verbaut werden – mischt sich nun auch Andreas Schieder, SPÖ-Klubobmann im Parlament und mitverantwortlich an der Hypo-Notverstaatlichung, ein.
Befragt vom „Kurier“, was denn die SPÖ den in Scharen davonlaufenden Wählern bieten könne, echauffiert sich Schieder – sehr zum Erstaunen der Leser – zu allererst darüber, dass am Stadtrand von Wien auf Ziesel Rücksicht genommen werden muss, statt diese rücksichtslos abzusiedeln. Routiniert im Drüberfahren über Bürger, muss es dem roten Multifunktionär wohl quälende Schmerzen bereiten, wenn jetzt plötzlich ein paar hundert Nager einen Sonderstatus genießen sollten.
Aussichtsverliebte „Anrainer“ als Sündenböcke
Bezeichnenderweise hat Schieder „Anrainer“ der Ziesel als Verhinderer des Bauprojekts ausgemacht. Offenbar weiß er aber nicht, dass besagter Terminus im Wiener Naturschutzgesetz gar nicht vorkommt. Folglich kennt es keinen Paragraphen, wonach bei Präsenz von Anrainern das Naturschutzgesetz automatisch außer Kraft treten würde.
Häupl und Sima als Verhinderungsprofis an Grenze zum Populismus
Beiseite nehmen sollte sich Schieder allerdings seine Parteifreunde Michael Häupl und Ulli Sima. Sie haben sich 2005 im Verhindern eines Bauprojekts verdient gemacht und das ausgerechnet wegen einer Ziesel-Population! Auf den ehemaligen Radio Austria Gründen waren die Tiere ebenfalls der Verwertung des Areals im Weg. Zufällig war jedoch gerade Wahlkampf. Da haben Bürgermeister und Umweltstadträtin das Projekt durch den Gemeinderat stoppen lassen und sich sogar in persönlichen Schreiben an die dortigen „Anrainer“ für deren Engagement bedankt.
Stadt Wien besitzt 2 Millionen Quadratmeter an Bauland
Spannende Infos könnte Herr Schieder vom Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig erzählt bekommen, wenn dieser nicht gerade wieder mal beschäftigt ist in seinem Ressort für Ordnung zu sorgen. Im Besitz der Stadt Wien befinden sich nämlich zwei Millionen Quadratmeter an Bauland. Die Gemeinde hätte also sofort nach Bekanntwerden der Ziesel das Bauprojekt nördlich des Heeresspitals an einen anderen Ort verlegen können. Das hätte Zeit und Geld gespart und die dringend benötigten Wohnungen würden längst stehen. Angesichts der riesigen Baulandreserve ist die Knappheit an Wohnraum sicher nicht auf ein Vorkommen streng geschützter Zieseln zurückzuführen, sondern könnte schlicht auch mit mangelnder Qualifikation der handelnden Personen zu tun haben.
Genosse im Burgenland zuckt völlig aus – nicht nur wegen Rot/Blau
Richtige Verhinderungsprofis sind auch seine, jüngst in Ungnade gefallenen burgenländischen, Genossen. Diese erdreisten sich in Parndorf für den Fortbestand einer Kolonie von 200 Zieseln einzusetzen. „Für mich ist es fünf vor zwölf. Und wenn jetzt nicht bald etwas geschieht, dann haben wir dieses Naturjuwel vor der Haustür endgültig verloren.“, heißt es von einem lokalen SPÖ-Gemeinderat.
Wer stirbt früher aus? SPÖ oder Ziesel Klarerweise wollen die Wiener Genossen die Schlacht um das Heeresspital bis zum letzten Ziesel ausfechten. Denn wenn sie nördlich davon klein beigeben, dann ist das gesamte Areal innerhalb des Heeresspitals und auch der Bereich südlich davon, auf Jahrzehnte hinaus verloren. Darum wird es in der Stadt der allgegenwärtigen Freundschaft auch weiterhin kein Erbarmen für die Ziesel geben. Denken Sie am 11. Oktober 2015 daran und zeigen Sie rücksichtloser Zerstörung letzter Wiener Naturschätze die rote Karte !
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