In der Causa rund um die bedrohten Ziesel beim Heeresspital setzt die Stadt Wien nach wie vor auf betreutes Denken für Bürger, statt auf konsequenten Naturschutz. Denn zum wiederholten Mal ließ man unter inszeniertem PR-Jubel verkünden, dass die Rettung der Ziesel jetzt aber wirklich bevorstünde.
Diesmal soll eine weitere Brücke über den Marchfeldkanal die massiv vom Aussterben bedrohten Nager zum massenhaften Exodus aus ihrem Lebensraum auf weit verstreute „Ausgleichsflächen“ ermuntern und so die Realisierung eines, für die involvierten Konzerne hochprofitablen, Bauprojekts doch noch ermöglichen.
Bloß hat auch der neueste Plan schwere Schönheitsfehler:
- Schon heute gäbe es nämlich genügend Pfade für die Ziesel zur Abwanderung. Sie tun es aber schlicht und einfach nicht und vermehren sich stattdessen lieber in ihrem angestammten Habitat.
- Auch ist gerade jener Bereich, wo die Brücke andocken soll, kaum von den streng geschützten Zieseln besiedelt.
- Zur Nutzung der auf der anderen Seite des Marchfeldkanals gelegenen Ausgleichsfläche A8, verfügen die Bauträger zudem bis dato nicht über die Zustimmung aller Eigentümer, was jedoch vom Bezirksgericht Floridsdorf erstinstanzlich als dafür notwendig erkannt wurde.
Welchen magischen Anreiz nun das neue Konstrukt auf die bekannt standort-treuen Tiere ausüben soll, weiß offenbar selbst die mit der Ziesel-Absiedlung beauftragte Expertin Dr. Ilse Hoffmann nicht. Bezeichnenderweise wollte sie dazu gegenüber dem „Kurier“ keinen Kommentar abgeben.
Wenig mitteilungsfreudig geben sich auch Stadt und Bauträger, wenn es um Kosten und vor allem Kostenträger für den Zieselsteg geht. Vielsagendes Schweigen der Verantwortlichen lässt allerdings befürchten, dass der Steuerzahler als alleiniger Finanzier des wenig aussichtsreichen Naturschutzabenteuers auserkoren wurde.
Authentischer Lokalaugenschein bei den Zieseln am Marchfeldkanal
Aufgrund der aktuellen Entwicklung und des regen Interesses vieler naturverbundener Wienerinnen und Wiener, bietet die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal auch heuer wieder eine fachkundige Ziesel-Führung an.
Lernen Sie bei einem gemeinsamen Spaziergang entlang des Marchfeldkanals den artenreichen Lebensraum beim Heeresspital und viele seiner Bewohner kennen. Machen Sie sich zudem anhand der tatsächlichen Gegebenheiten ein persönliches Bild davon, wie absurd das beharrliche und teure Festhalten der Stadt Wien an den Ziesel-Absiedlungplänen ist.
Wann: Samstag, 27. Juni 2015, 15:30 Uhr
Treffpunkt: Johann-Orth-Platz, 1210 Wien (Link zum Wienplan)
Dauer: ca. 1,5 – 2 Stunden
Anreise: Der Treffpunkt befindet sich nahe der Endstation der Straßenbahn-Linie 31. Falls Sie mit dem Auto anreisen, nutzen Sie bitte die Parkmöglichkeiten entlang der Johann-Weber-Straße. Am Johann-Orth-Platz ist das Parkplatzangebot nur gering.
Tipp: Zum Beobachten der Ziesel bitte Fernglas mitnehmen!
Der Spaziergang findet bei jedem Wetter statt. Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal freut sich auf Ihr Kommen!
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