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Archive for the ‘Wohnbau’ Category

Heeresspital-Ziesel: EU-Kommission fordert Stellungnahme von Wien

Erfolg für die IGL-Marchfeldkanal !

Die EU hat eine von der Bürgerinitiative eingebrachte Beschwerde zu den fragwürdigen Vorgängen rund um die Stammersdorfer Ziesel akzeptiert.

Nach eingehender Prüfung der umfassenden Unterlagen, konfrontiert die EU-Kommission nun die Republik Österreich mit unseren Vorwürfen. Innerhalb von zehn Wochen muss Österreich dazu gegenüber Brüssel Stellung beziehen.

Können die schwerwiegenden Vorwürfe nicht ausräumt werden, droht ein Mahnschreiben von den obersten europäischen Naturschützern und in weiterer Folge ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof. Eine Verurteilung käme die österreichischen Steuerzahler teuer.

Indes ist das Ziesel-Vorkommen nördlich des Heeresspitals signifikant angewachsen. Anstatt freiwillig abzuwandern, haben sich die Tiere nahezu am gesamten Areal ausgebreitet! Eine gestreute „Success-Story“, wonach Ziesel bereits übersiedelt wären, entpuppt sich hingegen als PR-„Ente“.

Doch für Jubel bleibt keine Zeit, denn es ist die bange Frage zu stellen:

Fahren beim Heeresspital nun bald die Bagger auf, um möglichst rasch vollendete Tatsachen zu schaffen?

Umfassende Beschwerde im Juli 2013 eingebracht

Unter Beiziehung unabhängiger, in Fragen des europäischen Umweltrechts anerkannter Experten, hat sich die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal im Juli 2013 mit einer detaillierten Beschwerde an die europäische Kommission gewandt.

Das von uns beauftragte Gutachten kommt zum Schluss, dass das geplante Projekt in zahlreichen Punkten gegen Artikel 12 der FFH‐Richtlinie verstößt und somit die Wiener Naturschutzbehörde MA 22 die Ausnahmeregelungen des Artikel 16 der FFH‐RL anwenden hätte müssen. Der erteilte Bewilligungsbescheid geht auf diesen Umstand jedoch kaum bzw. fehlerhaft ein und gibt keine Gründe gemäß Art. 16 Abs. 1 der FFH-RL an.

Folgende Punkte bilden den Kern unserer Beschwerde:

  • Wissenschaftlich unerprobtes Konzept einer „freiwilligen Abwanderung“ des Ziesels und des Feldhamsters
  • Ungeeignete Ausgleichsflächen
  • Absichtliche und aktive Vertreibung von Ziesel und Feldhamster
  • Absichtliches Fangen von Tieren
  • Bewilligter Baubeginn ohne gesichertes Funktionieren der neu geschaffenen Ausgleichsflächen
  • Störende Einflüsse des Betriebs des geplanten Vorhabens auf die lokale Population
  • Das Fehlen nachvollziehbarer Angaben auf welche Weise das völlige Verlassen aller Lebensräume geprüft wird

Gemäß Artikel 12 und 16 der FFH-RL wären von der Wiener Behörde vor Erteilung einer Ausnahme alternative Projektstandorte zu prüfen gewesen. Zudem hätte das öffentliche Interesse an der Realisierung des Projekts gegenüber dem hohen Schutzbedürfnis der Ziesel- und Feldhamster-Populationen abgewogen werden müssen.

Beide zur Gewährung von Ausnahmen im europäischen Artenschutz verbindlich anzuwendende Verfahrensschritte wurden jedoch nicht durchgeführt.

Wichtiger Erfolg für Bürgerinitiative

Zur Prüfung der Beschwerde wurden der Kommission der MA 22-Bescheid, all seine Beilagen und sämtliche im Zusammenhang relevanten Dokumente übermittelt. Im Aufgreifen unseres Anliegens durch die zuständige EU-Stelle sehen wir bereits einen ersten wichtigen Erfolg zur Rettung der Ziesel am Marchfeldkanal.

Denn wir sind zutiefst davon überzeugt, dass die Experten in der Kommission jede Beschwerde zunächst eingehend prüfen und nur in wirklich begründeten Fällen tatsächlich weiterverfolgen.

Damit zeigt sich, dass die von uns vorgebrachten, bislang aber stets unwirsch vom Tisch gewischten, Argumente, sehr fundiert sind.

Ziesel haben sich am gesamten Bauland ausgebreitet!

Beobachtungen der IGL-Marchfeldkanal werden nun auch von offizieller Seite bestätigt. Wie die Ziesel-Expertin Ilse Hoffmann in der Facebook-Gruppe „Rettet die Ziesel“ erklärt, hat die Anzahl der am Feld nördlich des Heeresspitals lebenden Ziesel merkbar zugelegt.

Von der Naturschutzbehörde MA 22 war zudem auf Anfrage zu erfahren, dass die Tiere mittlerweile auch in jene Zonen eingewandert sind, die bislang nicht von ihnen besiedelt waren. Nur an kleineren Randstellen des rund sieben Hektar großen Areals sind noch keine Zieselbaue zu finden.

Damit ist nun endgültig klar: Das hochgejubelte Konzept einer „freiwilligen Abwanderung“ auf überwiegend abgelegene und zudem teils ungeeignete Ausgleichsflächen hat sich als eklatanter Fehlschlag erwiesen.

Ziesel-Übersiedlung entpuppt sich als PR-„Ente“

Für Aufregung sorgte ein Medienbericht, dass Ziesel schon umgezogen seien und die Umlenkung der Tiere erfolgreich sein könnte. In einer ersten Reaktion auf Facebook rückte die darin zitierte Ilse Hoffmann, den Artikel zurecht:

„Fotos und Zitat wurden von mir freigegeben, allerdings hatte ich keine Gelegenheit, den Artikel gegenzulesen. Wen die Fakten interessieren: Bitte unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz den aktuellen Quartalsbericht von der MA22 anfordern. Im übrigen: 11 Baue sind grade mal 5 % des derzeitigen Bestands auf der Projektfläche…“

Ziesel-Bau oestlich des Wiener Heeresspitals im April 2012In Wahrheit ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der mutmaßlichen Wander- Ziesel gar nicht auf die Ersatzflächen zugewandert ist, sondern dort ihren angestammten Lebensraum hat. Insbesondere jene auf der östlich am Heeresspital angrenzenden Ausgleichsfläche A3.

Denn schon im April 2012, also ein Jahr vor Beginn der Lenkungsmaßnahmen, waren auf A3 um die 10 Ziesel-Baue zu finden. Auch heuer waren dort vergleichbar viele Baue präsent. In diesem Licht reduziert sich somit die ohnehin schon geringe Zahl von 11 mutmaßlichen Wander-Zieseln, nochmals auf einen Bruchteil.

Fotos von Ende April 2012 dokumentieren, die bereits damals auf A3 vorgefundenen Ziesel-Baue:

Fotos und Miniclips

Droht nun die totale Eskalation?

Monsterschild am Marchfeldkanal zur Zieselumlenkung AIn Brüssel befasst sich die EU-Kommission mit dem fragwürdigen Bescheid der Naturschutzbehörde, am Bauland haben sich die Ziesel – statt Abzuwandern – nahezu flächendeckend ausgebreitet. Jeder der fünf Bauplätze ist von Zieseln oder Feldhamstern besetzt.

Angesichts dieser für die Projektbetreiber ausweglosen Situation ist zu befürchten, dass beim Heeresspital in Kürze die Baumaschinen auffahren werden. Denn schon seit Wochen verkündet dort eine anonyme Monstertafel ab Herbst 2013 „erste Projektumsetzungsschritte auf zieselfreien Flächen“.

Laut telefonischer Auskunft des beauftragten Bauunternehmens, soll in Randbereichen des Ziesel-Felds die Humusschicht abgetragen und anschließend geschottert werden.

Jener am Schild dargestellter Abschnitt, wo „umgesetzt“ werden soll, ist von Zieseln und potentiell von weiteren, der amtsbekannten geschützten Arten besiedelt. Doch jetzt wo die Tiere die Baue verschlossen und ihren Winterschlaf begonnen haben, sind die Baueingänge nicht mehr sichtbar. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wo genau wehrlose Ziesel unter der Erde schlafen. Strafen für kleine „Hoppalas“ könnten die Verantwortlichen aus Portokassa begleichen.

Vermutlich will man die „ersten Projektumsetzungsschritte“ als landwirtschaftliche Tätigkeit deklarieren, denn der MA22-Bescheid verbietet strikt jede Aufnahme von Bauarbeiten, wenn sich am betroffenen Bauplatz noch geschützte Tiere und in einem Umkreis von 50 Metern Zieselbaue befinden. Allerdings lässt die Behörde den Bauträgern weitgehend freie Hand für landwirtschaftliche Aktivitäten im Ziesel-Lebensraum.

Fragen Sie sich also:

Wo werde ich sein, wenn die Bagger kommen?

Ziesel-Schutz kostet Geld – Bitte helfen Sie!

Bitte unterstützen Sie mit einer Spende unsere Aktivitäten zum Schutz der Ziesel am Marchfeld.

Die Daten unseres Spendenkontos, das dankenswerterweise vom Wiener Tierschutzverein zur Verfügung gestellt wird, lauten:

Wiener Tierschutzverein
IBAN: AT68 6000 0000 9212 3610
Verwendungszweck: Ziesel-Schutz

Wir danken für Ihre Unterstützung!

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Floridsdorf fordert Überarbeitung des Ziesel-Bescheids

Floridsdorf kämpft weiter vehement für den Erhalt seiner bedrohten Naturschätze.

Per Mehrheitsbeschluss verlangt das Bezirksparlament nun eine umfassende Überarbeitung des Ziesel-Absiedlungsbescheids. Dieser enthält „zahlreiche Widersprüche“ sowie „unklare Formulierungen“ und ist zudem „in wesentlichen Punkten unvollständig„, kritisieren die Volksvertreter scharf.

Indes gerät der ausgelobte Bauträgerwettbewerb, an dessen Ende die Vernichtung des beim Heeresspital gelegenen Ziesel-Habitats steht, zusehends zur absurden Posse. Vorliegende Unterlagen offenbaren unglaubliche Details.

Die Kosten der sogenannten „Naturschutzmaßnahmen“ sollen durch die künftigen Bewohner getragen werden. Das ist in hohem Maße skandalös. Denn so will die Stadt Wien ihre groben Planungsversäumnisse von streng geschützten Tierarten und den Geldbörsen der Mieter ausbaden lassen.

Harte Forderungen des Bezirks Floridsdorf

Am 11. September 2013 wurden von den Grünen und der unabhängigen Mandatarin Andrea Mayrhofer („Für SIE da“) in der Sitzung des Bezirksparlaments vier Anträge und eine Anfrage zur Ziesel-Causa eingebracht:

Der verlangten Überarbeitung des MA 22-Bescheids zur Ziesel-Absiedlung stimmten nach hitzigen Diskussionen „Für SIE da“, FPÖ, Grüne, ÖVP und das WIFF zu. Einzig die SPÖ lehnte geschlossen ab.

In den weiteren, allesamt ebenso angenommen Anträgen werden seitens des Bezirks Floridsdorf noch mehr harte Forderungen an die Stadt Wien gerichtet:

  • Dem Artenschutz gerechte Pflegemaßnahmen für umliegende Ziesel-Vorkommen außerhalb des Projektgebiets
  • Ausstellung des überarbeiteten Bescheides der MA 22 bez. der streng geschützten Tierarten nördlich des Heeresspitals unter Einhaltung der Öffentlichkeitsbeteiligungsrichtlinie der EU (Århus-Konvention)
  • Beginn von Bauarbeiten – wenn überhaupt – erst dann, wenn die Einhaltung der mannigfaltigen Auflagen durch ein Gutachten erwiesen ist

Obskurer Bauträgerwettbewerb in Ziesel-Lebensraum

Ziesel-Referat der IGL-Marchfeldkanal am 19. August 2013

Nach dem Willen der Stadt Wien, sollen dort, wo heute nachweislich mindestens 17 geschützte Tierarten ihren Lebensraum haben, künftig riesige Betonschluchten prangen. Mit dem Ziesel und den anderen seltenen Arten stehen die Verlierer des vorangehenden Wettbewerbs schon vorab fest.

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung sollten diesbezügliche Einreichungen einem handverlesenen Publikum schmackhaft gemacht werden. Jedoch konnten selbst kreative Sprachschöpfungen, wie „Vielfältiges Quartier mit hoher Identität“, „Kristallisationspunkt des urbanen Lebens“ oder „Klare geometrische Formensprache gebildet aus quadratischen Baumscheiben“, massive Bedenken bezüglich des Naturschutzes nicht vom Tisch wischen.

Der Vertreter der IGL-Marchfeldkanal ging in seiner Stellungnahme auf die Planungsversäumnisse in der Vergangenheit ein, legte den besorgniserregenden Erhaltungszustand des Ziesels in Österreich dar und führte die enormen Risiken aus, die von Projektentwicklern durch Ankauf von Bauplätzen nördlich des Heeresspitals eingegangen würden.

Während es von den Anwesenden für den Vortrag der Bürgerinitiative kräftigen Applaus gab, stieß das Bauprojekt auf entschiedene Ablehnung. Auf Kosten wertvoller natürlicher Ressourcen und Artenschutzes darf es zu keiner Realisierung des Vorhabens kommen, so der einhellige Tenor der Wortmeldungen.

Auf Seite 8 des offiziellen Protokolls zur Veranstaltung ist nun erstmals schriftlich dokumentiert, wer für die Kosten der „Naturschutzmaßnahmen“ gerade stehen soll:

„Die Kosten tragen letztlich die MieterInnen.“

Kampf um Floridsdorfer Naturschätze geht weiter!

Die Stadt Wien besitzt 2 Millionen Quadratmeter an Bauland-Reserve. Doch anstatt – wie vom Bezirk Floridsdorf und tausenden Wienerinnen und Wienern gefordert – das Bauprojekt an anderer Stelle zu realisieren, vergeuden die Verantwortlichen lieber noch mehr Zeit und Geld im Lebensraum eines der landesweit letzten großen Ziesel-Vorkommen. Mit den neuen Beschlüssen des Bezirksparlaments Floridsdorf geht der Konflikt zwischen Lokalpolitik und Gemeinde Wien also in die nächste Runde.

Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal begrüßt, dass der Bezirk Floridsdorf weiterhin hartnäckig für den Erhalt seiner bedrohten Naturschätze kämpft. Zugleich prüfen wir intensiv Optionen um gegen den behördlichen Bescheid zur hochriskanten Absiedlung der Ziesel beim Heeresspital juristisch vorzugehen.

Jetzt unterschreiben und spenden!

Auch Sie können helfen! Alle Wienerinnen und Wiener sind herzlich eingeladen unsere Petition für ein Naturschutzgebiet auf den Grünflächen am und rund um das Heeresspital zu unterzeichnen.

Darüber hinaus freuen wir uns sehr über Spenden, die wir zum Schutz der Ziesel, Feldhamster und der anderen geschützten Arten beim Wiener Heeresspital einsetzen werden:

Kontoinhaber: Wiener Tierschutzverein
Kontonummer: 00092-123-610
BLZ: 60000 (Bawag PSK)
Verwendungszweck: Zieselschutz
IBAN: AT68 60000 00092123610
BIC: OPSKATWW

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

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Ziesel-Mutter mit Kind nördlich Wiener Heeresspital

Das Europäische Ziesel steht in Österreich auf Platz 1 der Roten Liste. Trotz strengstem Schutz gehen seine Bestandszahlen europaweit kontinuierlich zurück. Um wirkungsvoll entgegenzuwirken, hat die EU-Kommission kürzlich einen länderübergreifenden Ziesel-Aktionsplan initiiert.

Das kümmert die Stadt Wien freilich herzlich wenig. Sie peitscht beim Heeresspital, im Lebensraum einer der landesweit letzten großen Ziesel-Kolonien, einen großangelegten Bauträgerwettbewerb durch. Im Zuge dessen sollen drei von insgesamt sechs Bauplätzen um immense Summen den Besitzer wechseln.

Wenig überraschend geriet jedoch die Ausschreibung zum veritablen Flop. Bloß vier Einreichungen für zwei Flächen gingen ein. Für den dritten und zugleich größten Bauplatz interessierte sich gleich gar niemand.

Doch auch diese vier „waghalsigen“ Teilnehmer sollten ihr Engagement beim Heeresspital nochmals gründlich überdenken. Hohen Investitionen von ca. 1,5 Mio. bzw. 3,3 Mio. Euro stehen enorme Risiken gegenüber.

Da die Wettbewerbsbedingungen den Rechtsweg ausschließen, schließen die Käufer somit „Naturschutz-Wetten“ auf das Gelingen der Ziesel-Abwanderung ab. Gewiss wäre dagegen nichts einzuwenden, kämen die Wetteinsätze aus den eigenen Taschen der Verantwortlichen.

Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal erläutert im Detail, wo potentielle Fallstricke für die Bewerber liegen können. Dazu veröffentlichen wir nun auch sämtliche Beilagen des Bescheids der Naturschutzbehörde MA 22. In diesen Anlagen verbergen sich nämlich gravierende Hürden, so etwa eine 50 Meter breite, zwingend zieselfreie Pufferzone um jeden Bauplatz.

Letztlich droht die Versenkung von weiteren Millionenbeträgen beim Heeresspital, wo das Ziesel-Vorkommen schon vor Beginn der Planungen amtsbekannt war. Viel Geld, das anderenorts wohl mit weitaus weniger Unsicherheiten investiert werden könnte.

Alle Beilagen des MA 22-Bescheids

Der naturschutzrechtliche Bescheid der MA 22, der die Absiedlung der Ziesel beim Heeresspital autorisiert, verweist auf sieben Beilagen, die integrale Bestandteils des Bescheids bilden:

„Die Ausführung der beantragten Maßnahmen muss den Einreichunterlagen (Beilagen 1-7), die Bestandteile dieses Bescheides bilden, entsprechen.“

Speziell Beilage 1 wartet mit heftigen Restriktionen auf. Darüber hinaus liefert das im Vorfeld des Bescheids erstellte Amtsgutachten wertvolle Informationen, insbesondere über das tatsächliche Ausmaß der Artenvielfalt im Projektgebiet und die bemerkenswerte Auslegung des Artenschutzes durch die Behörde.

Naturschutzrechtlicher Bescheid der MA 22

Beilage 1 / Beilage 2 / Beilage 3 / Beilage 4 / Beilage 5 / Beilage 6 und 7

Amtsgutachten / Ausschreibungstext des Bauträgerwettbewerbs

Übersicht über die Bauplätze nördlich des Heeresspitals

Bauplätze im Ziesel-Lebensraum nördlich des Wiener Heeresspitals

Quelle: wohnfonds_wien

Für Bauplatz 4 (Kaufpreis 1,49 Mio. Euro) liegen Beiträge von den Bauträgern MIGRA, Familienwohnbau und Siedlungsunion vor.

Für Bauplatz 5 (Kaufpreis 3.32 Mio. Euro) gibt es lediglich eine Einreichung von der SPÖ-nahen Sozialbau.

Für Bauplatz 1, den man auf Basis von 50 jährigem Baurecht weitergeben wollte, fanden sich keine Interessenten.

Ausgeschlossener Rechtsweg wie bei „DKT-Partie“

Im Ausschreibungstext machen die Auslober des Bauträgerwettbewerbs, Kabelwerk und Donau City, unmissverständlich klar, dass sie keine Gewähr für die Abwanderung der Ziesel übernehmen:

„Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass gem. beiliegendem Bescheid der MA22, vom 10. April 2013, (siehe „Zusatzinformationen“) die Bauarbeiten erst dann begonnen werden dürfen, wenn auf dem jeweiligen Bauplatz keine Ziesel, Feldhamster oder andere geschützte Tierarten mehr vorkommen. Die Auslober übernehmen keine Garantie hinsichtlich der tatsächlichen Realisierbarkeit des Projektes.“

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Mit dem Erwerb eines der Bauplätze wird also in Kauf genommen, dass dieser möglicherweise niemals verwertet werden kann und der Käufer auf den gesamten Kosten sitzenbleibt. Anders als in ihren öffentlichen Auftritten sind die Auslober offensichtlich nicht vom Erfolg der Lenkungsmaßnahmen überzeugt und wälzen das Risiko lieber auf ihre Kunden ab.

Angesichts der evident riskanten Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, warum überhaupt Angebote eingelangt sind. Schließlich geht es hier im Gegensatz zum Spieleklassiker DKT um reales Geld, womöglich unter Inanspruchnahme von Krediten. Durchschnittliche „Häuslbauer“ würden wohl dankend ablehnen und sich anderenorts nach Alternativen umsehen.

50 Meter-Pufferzone um Bauplätze als Show-Stopper

Um auf einem Bauplatz die Bautätigkeit aufnehmen zu können, dürfen darauf keine Ziesel mehr vorkommen. Darüber hinaus sieht Bescheid-Beilage 1 noch zusätzlich eine 50 Meter-Pufferzone rund um jeden Bauplatz vor. Diese muss ebenso frei von Zieseln sein muss. Erst dann können die Bauarbeiten – vielleicht – beginnen.

Wenn auch nur ein einziges Ziesel in die Pufferzone zurückwandert, käme es am betroffenen Bauplatz zu einem sofortigen Baustopp. Ob und wann die Tätigkeit dann wieder aufgenommen werden kann, steht in den Sternen.

Skizze der jeweiligen 50m-Pufferzonen um die Bauplätze 1, 3, 4 und 5

Jede der sechs Pufferzonen und damit auch jene der zum Verkauf stehenden Bauplätze 4 und 5, ist heute augenscheinlich von Zieseln besiedelt (siehe aktuelles Bild). Daher ist auf absehbare Zeit kein Beginn von Bauarbeiten denkbar und eine künftige Verwertung direkt durch Vorgänge außerhalb des Bauzauns bestimmt.

Zieselbau nördlich des Heeresspital im August 2013

Zieselbau nächst Bauplatz 4  (August 2013)

Dichtes relevantes Ziesel-Vorkommen auch innerhalb des Heeresspitals

Verteilungskarte Ziesel beim Heeresspital. Quelle: Ilse Hoffmann, Universität Wien, Stand 09/2011

Quelle: Präsentation von Ilse Hoffmann, Universität Wien, Stand 09/2011

Die 50m-Pufferzonen um die Bauplätze 4 und 5 reichen unübersehbar auf das Areal des Heeresspitals hinein. Jedoch sind nahezu sämtliche Grünflächen innerhalb des Heeresspital-Geländes von in Summe ca. 600 Zieseln besiedelt, darunter auch Wiesen im Bereich der 50 Meter-Pufferzonen (Stand 2011).

Der MA 22-Bescheid betrifft aber nicht das militärische Gelände innerhalb des Heeresspitals. Somit können und werden dort auch keine Lenkungen, Umsiedlungen, Abtransporte oder sonstigen Maßnahmen gegen streng geschützte Tiere stattfinden.

Da es am Heeresspital-Gelände seit 2011 keine weiteren Untersuchungen gab, ist aufgrund der präventiven Intention der Naturschutzgesetze jedenfalls davon auszugehen, dass die 50m-Pufferzonen um Bauplatz 4 und 5 unverändert von Zieseln besetzt sind oder jederzeit wiederbesiedelt werden können (siehe Verbreitungskarte oben).

Völlig aussichtlos erscheint die Lage am Bauplatz 5, denn dieser liegt sogar zum Teil am heutigen Areal des Heeresspitals (Grundstück 868/13, KG 01616). Ebenso führt die zur Projektfläche gehörige Zufahrtsstraße über Grünflächen innerhalb des Heeresspitals (Grundstück 868/14).

Bauplatz 5 liegt zum Teil am Heeresspital-Areal. Quelle: Stadt Wien – ViennaGIS

Bauplatz 5 liegt zum Teil am Heeresspital-Areal. Quelle: Stadt Wien – ViennaGIS

Alle 15 vorkommenden geschützten Arten sind zu berücksichtigen

Das Gebiet nördlich des Wiener Heeresspitals ist ökologisch besonders wertvoll. Der naturschutzrechtliche Bescheid führt aus, dass dort insgesamt 15 geschützte Arten vorkommen (die im Widmungsverfahren allerdings niemanden interessiert haben):

„Dem Gutachten ist zu entnehmen, dass folgende streng geschützte und geschützte Tierarten auf den Flächen nördlich des Heeresspitals vorkommen: Europäisches Ziesel, Feldhamster, Neuntöter, Star, Zauneidechse, Graue Beißschrecke, Langflügelige Schwertschrecke, Italienische Schönschrecke, Weißrandiger Grashüpfer, Kleines Wiesenvögelchen, Hauhechel- Bläuling, Kleiner Kohlweißling, Blaue Federlibelle, Kartäuserschnecke und Wiener Schnirkelschnecke.“

An dieser Stelle gilt es zu bedenken, dass die MA 22 in ihrem Bescheid lediglich den Abtransport von insgesamt maximal 10 Zieseln oder Feldhamstern erlaubt und sonst nichts. Ausdrücklich aufrecht bleibt hingegen das strenge Naturschutzgesetz für alle anderen Tierarten:

„ Die Antragstellerinnen dürfen mit Bauarbeiten auf dem jeweiligen Baufeld erst beginnen, wenn auf diesem keine Ziesel, Feldhamster oder andere geschützte Tierarten mehr vorkommen und zumindest 2 Wochen vor Beginn der Bauarbeiten dem Magistrat der Stadt Wien – Magistratsabteilung 22 ein entsprechender Bericht der ökologischen Aufsicht vorgelegt wurde.“

In der Praxis könnten die Erreichung des notwendigen Zustands und dessen Nachweis äußerst schwierig werden. Insbesondere die streng geschützte Zauneidechse (Lebensraumschutz am gesamten Wiener Stadtgebiet) ist am gesamten Feld nördlich des Heeresspitals mit zunehmender Dichte anzutreffen.

Sollte also Zauneidechsen oder andere streng geschützte Tiere auf einem Bauplatz vorkommen, braucht es weitere Ausnahmegenehmigungen der Naturschutzbehörde. Ob und wann diese erteilt werden würden, ist nicht absehbar. 2011 hat das deutsche Bundesverwaltungsgericht in einem bemerkenswerten Entscheid die Absiedlung einer vergleichbaren Zauneidechsen-Population untersagt:

„Bei der Umsiedlung von Zauneidechsen erscheint es ausgeschlossen, der Tiere auf einer Fläche von mehreren Hektar mit habitattypischen Versteckmöglichkeiten auch nur annähernd vollständig habhaft zu werden. Die Aussage, es lasse sich eine „relativ hohe“ Fangquote erzielen lässt den Schluss zu, dass zumindest einzelne Tiere im Zuge der Baufeldfreimachung erdrückt werden. Daran kann auch eine Umweltbaubegleitung nichts ändern. Damit ist auch hier der Tötungstatbestand erfüllt! Eine Privilegierung nach § 44 Abs. 5 BNatSchG kommt nicht in Betracht, da in der FFH-Richtlinie keine vergleichbare Einschränkung des Tötungsverbotes vorgesehen ist.“

Bei der Ziesel-Wanderung im Juni 2013 konnten sich dutzende Menschen persönlich davon überzeugen, dass die streng geschützten Tiere am Feld nördlich des Heeresspitals umherflitzen:

Zauneidechse nördlich Wiener Heeresspital, (C) Ingrid Pölcz

 Zauneidechse nördlich des Wiener Heeresspitals, (C) Ingrid Pölcz

De Facto-Baustopp während acht Monaten Ziesel-Winterschlaf

Wie ihre nächsten Verwandten, die Murmeltiere, halten auch die Ziesel einen bis zu acht Monate langen Winterschlaf (Quelle: wien.at). Gemäß Beilage 1 des MA 22-Bescheids ist für diese sensible Periode die Bautätigkeit massiv eingeschränkt:

„Daher ist auch nach Evakuierung des Baulands zu berücksichtigen, dass Vibrationen, wie sie z.B. von LKW und Baumaschinen hervorgerufen werden, zur Störung des Winterschlafs in angrenzenden Bereichen führen können. Dies ist für Winterschläfer äußerst riskant, weil die dadurch bedingten Aufwärmphasen für fast den gesamten Energieverbrauch des Winterschlafs verantwortlich sind. Wenn Winterschläfer sterben, geschieht dies vermutlich meist am Beginn solcher Aufwärmphasen. Bauarbeiten, die Erderschütterungen im Nahbereich von Ziesel- und Hamstervorkommen hervorrufen, sollten zwischen Oktober und März unterbleiben.“

Zwar ist hier durch den Text nur eine Periode von sechs Monaten vorgegeben. Da nach Stand der Wissenschaft der Ziesel-Winterschlaf bis zu acht Monate dauern kann (Quelle: Ilse Hoffmann), ist jedoch von einem entsprechend längeren Zeitfenster an massiv eingeschränkter Bautätigkeit – mit allen resultierenden zeitlichen und monetären Konsequenzen – auszugehen. Auch ist klarerweise für die Bauplätze 4, 5 und 6 wiederum die Nachbarschaft zu dem von Zieseln dicht besiedeltem Heeresspital-Areal zu berücksichtigen.

Mangelhafter Bescheid auf rechtlich wackeligen Beinen

In Fragen des Naturschutzrechts versierte Experten sehen eine Reihe handfester Anknüpfungspunkte um gegen den naturschutzrechtlichen Bescheid der MA 22 vorzugehen. Um nur ein besonders gravierendes Beispiel zu nennen: Die europarechtlich zwingend erforderliche Evaluierung alternativer Projektstandorte hat schlicht nicht stattgefunden. Warum auch immer …

Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal prüft derzeit intensiv Optionen um gegen die Ziesel-Absiedlung juristisch vorzugehen. So ist es gut möglich, dass involvierte Bauträger über Nacht ohne Rechtsgrundlage für ihre Bautätigkeit dastehen werden.

Eingereichter Zeitplan bereits obsolet

Der vorgelegte Zeitplan, der als Beilage 3 verbindlicher Teil des MA 22-Bescheids ist, ist schon nach wenigen Monaten hinfällig geworden. Denn bislang existiert kein Nachweis, dass auch nur ein einziges Ziesel vom Feld nördlich des Heeresspitals auf eine der Ausgleichsflächen abgewandert ist.

Da nun (Ende August 2013) bereits die ersten Ziesel ihren Winterschlaf beginnen, werden 2013 mit Sicherheit keine Umlenkungen mehr stattfinden. Somit ist auch das für April 2014 angesetzte Abtransportieren von Restexemplaren nicht mehr einzuhalten.

Wenn es 2013 zu keinen nachweisbaren Abwanderungen von Zieseln gekommen ist, warum sollten diese plötzlich 2014, 2015 oder sonst wann beginnen?

Verantwortungen und Respekt gegenüber der Umwelt

Viele Gründe sprechen gegen weitere Investments beim Wiener Heeresspital. Ein wesentlichster wurde noch nicht genannt: Verantwortung gegenüber der Umwelt und kommenden Generationen, denen wir, soweit es in unseren jeweiligen Kräften liegt, eine möglichst intakte Natur mit all ihrer wunderbaren Vielfalt hinterlassen sollten.

Die Gemeinde Wien besitzt fast 2 Mio. Quadratmeter an Bauland. Um die Stadt auch in Zukunft mit Wohnraum zu versorgen, muss wohl niemand für die Ziesel am Marchfeldkanal die Büchse der Pandora öffnen. In Wien können Menschen und Wildtiere auf absehbare Zeit friedlich nebeneinander existieren, ohne dass die einen gegen die anderen ausgespielt werden müssen.

Daher ist es an der Zeit das von Floridsdorf verlangte Naturschutzgebiet rund um das Heeresspital, zum nachhaltigen Schutz der dort ansässigen, selten gewordenen Arten, auf Schiene zu bringen. Viele Wienerinnen und Wiener unterstützen bereits die gleichlautende Petition. Bitte unterschreiben auch Sie!

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Beim Naturschutz ist Wien wirklich anders. Leider!

Während die EU-Kommission einen länderübergreifenden Ziesel-Aktionsplan ins Leben ruft, bringt Wien beim Heeresspital Pflug und Fangkäfige in Stellung. Eine wehrlose Reliktkolonie streng geschützter Ziesel soll vertrieben und ihr Lebensraum unwiederbringlich zerstört werden.

Statt auf Artenschutz setzt man in Wien lieber auf Dienste einer PR-Agentur. Denn das vielgepriesene singuläre „Nachbargrundstück“, wohin die Tiere „freiwillig abwandern“ werden, existiert in Wahrheit nicht. Tatsächlich wurde ein Fleckerlteppich an weitläufig verstreuten Einzelflächen und ungeeigneten Marchfeldkanal-Böschungen zusammengekratzt.

Dieser zutiefst respektlose Umgang mit bedrohten Tierarten ist entschieden abzulehnen. Der Intention strenger Naturschutzgesetze zum Trotz, darf ein schützenswertes Habitat nicht sang- und klanglos den Baggern zum Opfer fallen!

Machen Sie sich selbst ein Bild!

Zieselwanderung am Marchfeldkanal beim Heeresspital Wien 2013-06-15Wir laden Sie herzlich ein, sich am 15. Juni 2013 vor Ort persönlich ein Bild von der tatsächlichen Situation zu machen.

Erfahren Sie im Rahmen eines geführten Spaziergangs spannende Details über die Besonderheiten von Fauna und Flora in dem bedrohten Biotop nächst dem Marchfeldkanal und suchen sie gemeinsam mit uns die „wunderbaren“ Ausgleichsflächen.

Neben dem Ziesel haben noch weitere streng geschützte und seltene Arten wie Feldhamster, Zauneidechse, Wechselkröte, Neuntöter oder Nachtreiher dort ein Rückzugsgebiet gefunden. Ein schützenswertes Naturjuwel, wo es vieles zu entdecken gibt, erwartet Sie!

Wir freuen uns sehr, dass die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins, Frau Dr. Madeleine Petrovic, ihre Teilnahme an dem Rundgang zugesagt hat.

Infos zur Zieselwanderung

Wann: Samstag, 15. Juni 2013, 15:00 Uhr

Wo: Johann-Orth-Platz, 1210 Wien (Ecke Inge-Konradi-Gasse/Weilandgasse)

Dauer: ca. 1,5 Stunden

Anreise: Der Treffpunkt befindet sich nahe der Endstation der Straßenbahnlinie 31. Falls Sie mit dem Auto anreisen, nutzen Sie bitte die Parkmöglichkeiten entlang der Johann-Weber-Straße. Am Johann-Orth-Platz ist das Parkplatzangebot nur gering.

Verpflegung: Vor und nach der Ziesel-Wanderung ist für ihr leibliches Wohl und natürlich auch reichlich Gesprächsstoff gesorgt.

Tipp: Zum Beobachten der Ziesel bitte Fernglass mitnehmen! Aus Rücksicht auf die empfindlichen Tiere werden wir Ihren Lebensraum nicht betreten.

Selbstverständlich findet die Führung bei jedem Wetter statt.

Heftige Kritik an Entscheid der Naturschutzbehörde

Bereits vor den millionenschweren Investitionen war beim Wiener Heeresspital ein dichtes Ziesel-Vorkommen amtsbekannt. Dennoch verwendete man in Planung und Widmung keine einzige Sekunde, um sich mit dem Schicksal der streng geschützten Tiere zu befassen. Es bedurfte eines glücklichen Zufalls und hartnäckiger Tierschützer, um die Nager vor den Baggern zu retten.

Dabei gäbe es für das Bauprojekt am Wiener Stadtrand ausreichend Alternativen. Zwei Millionen Quadratmeter an potentiellem Bauland werden vom Wohnfond Wien verwaltet.

Eine per Mehrheitsbeschluss gefasste Initiative des Floridsdorfer Bezirksparlaments zur Absiedlung des Bauprojekts und der Einrichtung eines Naturschutzgebiets beim Heeresspital, wurde von der zuständigen Stadträtin Ulli Sima abgeschmettert. Sie kann in einem Naturschutzgebiet „keinen Mehrwert“ zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Ziesel erkennen.

Von Seiten der Grünen und der Freiheitlichen kam heftige Kritik an der Genehmigung der Ziesel-Absiedlung durch die Naturschutzbehörde.

Ihre Teilnahme ist entscheidend!

Naturschutz darf nicht nur in aufwändig produzierten Hochglanzbroschüren dahinvegetieren und schon beim erstbesten Konflikt mit einflussreichen Projektwerbern in die Knie gehen. Vielmehr braucht es im Interesse der massiv unter Druck stehenden biologischen Vielfalt energische Konsequenz.

Mit ihrer Teilnahme an der Ziesel-Wanderung zeigen Sie, dass Wiens Bürgerinnen und Bürger von der Stadtregierung eine gänzlich andere Art von Naturschutz erwarten, als dies zurzeit praktiziert wird!

Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal freut sich auf Ihr Kommen!

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Dubioser Verkaufsschacher um Floridsdorfer "Ziesel-Gründe"?Dubioser Verkaufsschacher um Floridsdorfer Ziesel-Gründe” titelte kürzlich ein aufschlussreicher Artikel in der Kronen Zeitung. Nun sagt Wien zum Artenschutz endgültig Tschüss. Wie befürchtet winkte die Naturschutzbehörde MA 22 die Ziesel-Umlenkung beim Heeresspital durch und markierte damit einen absoluten Tiefpunkt im Umgang mit dem Naturschutz.

Flankiert wurde der Entscheid durch gezieltes Einschalten einer gut vernetzten PR-Agentur. Der Öffentlichkeit servierte man ein wild-romantisches Luftschloss voll idyllischer Ausgleichswiesen und zärtlicher Eingriffe. In der Realität könnte es am Marchfeldkanal allerdings schon bald heftig zur Sache gehen.

Bei einer geführten Wanderung am 15. Juni können Sie sich persönlich ein authentisches Bild vom betroffenen Biotop und den inakzeptablen Ersatzflächen machen. Setzen Sie mit Ihrer Teilnahme ein Zeichen für ehrlichen und konsequenten Naturschutz!

Floridsdorf lehnt „Komplettpaket“ der Stadt Wien ab

Mit Ausgleichsflächen und rechtskräftiger Lizenz zur Vernichtung wertvollen Lebensraums liefert die Stadt Wien ein „Komplettpaket“. Das ist von Floridsdorf allerdings nicht gewünscht. Denn bekanntlich forderte das lokale Bezirksparlament mehrheitlich die Absiedlung des Bauprojekts. Umliegend des Heeresspitals soll nach dem mehrheitlichen Willen der Volksvertreter ein Naturschutzgebiet etabliert werden.

Jetzt liegt es an der Floridsdorfer Politik mit Nachdruck die Umsetzung ihrer Beschlüsse von der Gemeinde Wien einzufordern.

Undurchführbarer Plan neu aufgewärmt

Weit verstreute Ausgleichsflächen für die Heeresspital-ZieselGefeiert als großer Durchbruch, entpuppt sich die präsentierte Lösung rasch als alter Wein in neuen Schläuchen. Unverändert will man die Ziesel auf die selben weit verstreuten, teils abgelegen und ungeeigneten Ausgleichsflächen umlenken.

>> Ausgleichsflächen sehen und staunen <<

Ist ein erster Teil der Tiere dort angekommen, beginnt die sukzessive Vernichtung ihres angestammten Lebensraums um auch die übrigen Artgenossen zu vertreiben. Verbliebene Individuen, die sich dem „sanften Druck“ des Pflugs widersetzen, will man kurzerhand einsammeln und abtransportieren.

Nach dem selben Muster wird auch die ebenfalls beheimatete Feldhamster-Population delogiert, bekannte Vorkommen von Zauneidechse und Wechselkröte womöglich gar ignoriert. Allesamt sind sie streng geschützte Arten – Biodiversität unerwünscht!

Neu ist lediglich, dass im Falle des Scheiterns der Absiedlung, zusätzliche Überbrückungen des Marchfeldkanals errichtet werden sollen, um so die lästigen Tiere doch noch irgendwie los zu werden. Ein dichtes Vorkommen beim Heeresspital, war schon vor Beginn der Planungen bekannt, fiel aber im Widmungsverfahren unter den Tisch . Die betroffenen Ziesel sollen wohl um jeden Preis der Welt ihren Lebensraum verlieren.

Den größten Teil der Flächen stellt die Gemeinde Wien selbst zur Verfügung. Verbuschte Uferböschungen am Marchfeldkanal, deren Rodung nun zumindest teilweise zu befürchten ist, werden von der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal beigesteuert.

Wien ist anders: Mit Public Relations kontra Naturschutz

Braucht es beim Thema Naturschutz die Einschaltung einer PR-Agentur, muss wohl ordentlich Feuer am Dach sein.

Zur Rettung des Mega-Bauprojekts beim Heeresspital vertraut man auf Dienste eines Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführers, dessen Agentur voll und ganz auf „Story Telling“ spezialisiert ist.

Es sind aber nicht die von der Kronen Zeitung recherchierten Fakten, die im Mittelpunkt der „Auftrags-Geschichterln“ stehen. Vielmehr soll die öffentliche Meinung gezielt jenen notwendigen Spin bekommen, damit die Verantwortlichen ohne Imageverlust ein in Schieflage geratenes Vorhaben doch noch durchpeitschen können.

Auftrags-PR gegen die Interessen objektiv vom Aussterben bedrohte Tiere markiert zweifellos einen deprimierenden Tiefpunkt im Umgang mit schützenswerten natürlichen Ressourcen und letztendlich auch im Umgang mit den Bürgern. Eine Erkenntnis, die man angesichts grünen Aufwinds in der österreichischen Politik nicht für möglich halten würde.

Lichtblick Ziesel-Petition

Ziesel-Petition für Naturschutzgebiet beim Heeresspital Wien - Jetzt unterstützen!Enorme Resonanz gab indes für die erst kürzlich initiierte Petition zum Schutz der Ziesel-Population beim Heeresspital. Mit ihrer Forderung nach Umsetzung der Floridsdorfer Beschlüsse, konnte sie bereits mehr als 1.000 Unterstützungserklärungen gewinnen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön allen Wienerinnen und Wienern, die mit ihrer Unterschrift ein engagiertes Zeichen für konsequenten Naturschutz und respektvollen Umgang mit streng geschützten Arten und ihrer Lebensräume setzen.

Unterschreiben auch Sie! Ab sofort ist es auch bequem per Fax möglich.

Ziesel-Wanderung am 15. Juni – Sei dabei!

Zieselwanderung am Marchfeldkanal beim Heeresspital Wien 2013-06-15War’s das nun mit den Zieseln beim Wiener Heeresspital? – Natürlich nicht, solange der gemeinsame Kampf für den Erhalt einer der letzten großen Populationen Österreichs unvermindert weitergeht.

Schon am 15. Juni haben Sie Möglichkeit hautnah das faszinierende Naturjuwel am Marchfeldkanal, dessen Ende von der Stadt Wien zuletzt eingeläutet wurde, hautnah zu erleben.

Lernen Sie im Rahmen eines geführten Spaziergangs alle Besonderheiten von Flora und Fauna des Biotops nächst dem Heeresspital kennen und machen Sie sich selbst ein Bild von den inakzeptablen, weitläufig verstreuten Ausgleichsflächen, wohin die streng geschützten Ziesel absiedelt werden sollen.

Neben dem Ziesel, haben weitere streng geschützte und seltene Arten wie Feldhamster, Zauneidechse, Wechselkröte, Neuntöter oder Nachtreiher dort ein Rückzugsgebiet gefunden. Ein schützenswertes Naturjuwel, wo es vieles zu entdecken gibt, erwartet Sie!

Wann: Samstag, 15. Juni 2013, 15:00 Uhr

Wo: Johann-Orth-Platz, 1210 Wien (Ecke Inge-Konradi-Gasse/Weilandgasse)

Dauer: ca. 1,5 Stunden

Der Treffpunkt befindet sich nahe der Endstation der Straßenbahnlinie 31. Vor und nach der Ziesel-Wanderung ist für ihr leibliches Wohl und reichlich Gesprächsstoff gesorgt.

Mit ihrer Teilnahme an dem Spaziergang zeigen Sie, dass Wiener Bürgerinnen und Bürger von der Wiener Stadtregierung eine gänzlich andere Art von Naturschutz erwarten, als dies zur Zeit praktiziert wird!

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

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Ende vergangenen Jahres verlangte das Floridsdorfer Parlament in einem mehrheitlichen Beschluss die Verlegung des nördlich des Wiener Heeresspitals geplanten Bauprojekts an einen anderen Standort sowie die Einrichtung eines Naturschutzgebietes rund um das Heeresspital. Damit soll die dort ansässige, europaweit streng geschützte Ziesel-Population nachhaltig geschützt werden.

Doch die zuständige Umweltstadträtin Ulli Sima erteilte den gewählten Volksvertretern eine glatte Abfuhr. Ihrer kühlen Replik zufolge, hält sie das Vorkommen für unbedeutend. Da die Ziesel in Wien ohnehin strengsten Schutzstatus genießen, habe ein Naturschutzgebiet „keinen Mehrwert“.

Um den Floridsdorfer Forderungen im Wiener Rathaus entsprechend Gehör zu verschaffen, startet die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal nun zusätzlich auch eine Petition nach dem neuen Wiener Petitionsgesetz.

Bitte helfen Sie mit, die dafür notwendigen 500 Unterschriften rasch zu erreichen!

Ziesel-Petition nach dem neuen Petitionsgesetz für Wien

Ziesel-Petition für Naturschutzgebiet beim Heeresspital Wien

Formular herunterladen

Bisher setzen sich 9.000 Menschen mit ihrer Unterschrift zum Schutz der Ziesel und Feldhamster für ein Naturschutzgebiet rund um das Wiener Heeresspital ein. Das starke Signal für die Einhaltung des strengen Schutzes bedrohter Arten sorgte bisher für beachtliche Aufmerksamkeit und läuft selbstverständlich weiter. An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an alle bisherigen Unterstützerinnen und Unterstützer!

Zusätzlich wollen wir uns aufgrund neuer rechtlicher Rahmenbedingungen nun auch direkt an das Wiener Rathaus wenden. Denn im Jänner 2013 trat das neue Gesetz über Petitionen in Wien in Kraft.

500 gültige Unterstützungserklärungen von Wiener Bürgerinnen und Bürgern sind erforderlich, um den Petitionsausschuss des Gemeinderats mit einem, die Verwaltung betreffendem Anliegen, zu befassen. Die Unterzeichner/innen müssen das 16. Lebensjahr vollendet und ihren Hauptwohnsitz in Wien haben. Der Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft ist nicht erforderlich.

WICHTIG: Die neue Aktion wendet sich auch an all jene Wienerinnnen und Wiener, die bereits für den Schutz der Ziesel unterschrieben haben.

Bitte das Ziesel-Petitionsformular ausdrucken, vollständig und gut leserlich ausfüllen und per Telefax oder per Post an die im Formular angegebene Anschrift schicken. Weisen sie bitte auch Wiener Freunde und Bekannte auf die neue Unterschriftenaktion hin. Zusendungen per E-Mail sind aus rechtlichen Gründen leider ungültig.

Die Forderungen der Wiener Ziesel-Petition

Die Bestände des Europäischen Ziesels sind europaweit stark rückläufig. Besonders dramatisch ist seine Situation in Österreich, wo die naturschutzrechtlich streng geschützte Art auf Platz 1 der Roten Liste steht. Republik Österreich und Stadt Wien tragen daher besondere Verantwortung für den nachhaltigen Schutz heimischer Ziesel-Vorkommen und für die Verbesserung ihres Erhaltungszustands in den verbliebenen natürlichen Verbreitungsgebieten.

„Mit meiner Unterschrift unterstütze ich die Forderungen des Floridsdorfer Bezirksparlaments nach

  1. Durchführung des geplanten Bauprojekts nördlich des Heeresspitals an einem alternativen Standort sowie nach
  2. Festsetzung eines geeigneten Naturschutzgebietes auf den Grünflächen am Areal des Heeresspitals und auf den umliegenden Flächen begrenzt durch Brünner Straße, Marchfeldkanal und Johann Weber Straße.

Ich appelliere um entsprechende Beschlussfassung durch den Wiener Gemeinderat.“

Warum ein Naturschutzgebiet?

Bei der Ziesel-Kolonie rund um das Wiener Heeresspital handelt es sich um großes isoliertes Reliktvorkommen, das seit Errichtung des Marchfeldkanals zwischen Brünner Straße und dem künstlichen Gewässer festsitzt. Für die rund 850 Tiere gibt es keine Möglichkeit zur Abwanderung. Dass es sich um bedeutsames Vorkommen handelt ist klar, denn 2005 wurden an die EU ein österreichweiter Gesamtbestand von lediglich 15.000 bis 30.000 Individuen (Tendenz abnehmend) gemeldet. Zuletzt wurde bekannt, dass könnte es sich bei der Population um eine bis dato unbekannte Unterart handeln könnte.

Ein Erfolg der im Raum stehenden, riskanten Ausgleichsmaßnahmen gilt als extrem unwahrscheinlich, denn dazu müssten die Ziesel über eine schmale Brücke den Marchfeldkanal queren. Zwischenzeitlich wurde durch Experten im Auftrag der Bauträger ohnehin bereits belegt, dass über die Brücke keine Wanderungen stattfinden.

Eingriffe in das sensible Habitat hätten mit Sicherheit das Erlöschen der isolierten Ziesel-Population zur Konsequenz. Nur ein Naturschutzgebiet kann den, auf dem Vorkommen lastenden, wirtschaftlichen Druck nehmen und auch den Weg zur nachhaltigen Sicherung ihres Fortbestandes freimachen.

Lage des geforderten Naturschutzgebiets in Google Maps öffnen

Beschlossene Anträge im Floridsdorfer Bezirksparlament

Sima-20130211Die im Floridsdorfer Bezirksparlament von FPÖ, Grünen, ÖVP und WIFF angenommenen Anträge, sowie deren Ablehnung durch Umweltstadträtin Ulli Sima gibt es hier zum Nachlesen:

Antrag betreffend mögliche Umsiedelung von Zieseln

Antrag für Naturschutzgebiet beim Heeresspital (BV21-4061/12)

Ablehnung Naturschutzgebiet durch Umweltstadträtin Ulli Sima

Jetzt gilt’s! Naturschutz darf nicht unter den Tisch fallen!

Beim Wiener Heeresspital war ein großes Ziesel-Vorkommen längst amtlich dokumentiert, als die Planungen für das Bauprojekt starteten. Dennoch fiel die streng geschützte Art im Zuge des Verfahrens –warum auch immer – kommentarlos unter den Tisch. Rücksicht auf die landesweit massiv vom Aussterben bedrohten Nager war kein Thema.

Setzen wir gemeinsam ein kraftvolles Zeichen im Interesse unwiederbringlicher natürlicher Ressourcen!

Die strengen Natur- und Artenschutzbestimmungen haben auch dann zu gelten, wenn diese mit anderen Interessen in Konflikt stehen. Mehrheitsbeschlüsse gewählter Volksvertreter dürfen nicht direkt in der Rundablage landen, wenn diese der Stadtregierung nicht passen.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung der Wiener Ziesel-Petition!

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Die Ausgleichsflächen für die Ziesel beim Wiener Heeresspital, die bekanntlich einem riesigen Bauprojekt weichen sollen, sind in aller Munde. Doch nur Insider kennen ihre tatsächliche Lage.

Um für die überfällige Transparenz zu sorgen, wurden nun Ausgleichsflächen und aktuelles Verbreitungsgebiet der Ziesel in Google Maps visualisiert und mit klickbaren Infos und Fotos angereichert. Als Basis dienen die von den Bauträgern bei der Naturschutzbehörde eingereichten Grundstücksdaten (PDF, ca. 2.4 MB).

Machen Sie sich selbst ein Bild von einem „Fleckerlteppich“ an Fragmenten, deren jeweilige Eignung und Erreichbarkeit größtenteils zweifelhaft ist. Zuletzt sprachen selbst die involvierten Experten offen von einer „nicht kalkulierbaren Akzeptanz“ der Ersatzgebiete durch die streng geschützten Tiere.

Visualisierung der Ziesel-Ausgleichsflaechen beim Wiener Heeresspital

Klicken Sie in die Google Karte um diese in voller Größe zu öffnen.

Hinweis: Für eine optimale Darstellung, empfehlen wir die Karte in einem gängigen Browser auf einem Desktop- oder Notebook-Gerät anzusehen.

Erläuterungen zur Visualisierung der Ziesel-Ausgleichsflächen

Das aktuelle Verbreitungsgebiet der isolierten Ziesel-Population beim Wiener Heeresspital ist in der Karte gelb und grün dargestellt.

Im grün markierten, nördlichen Areal ist Errichtung von ca. 950 Wohnungen geplant. Obwohl strengstens geschützt, sollen die dort lebenden Ziesel aus der Gesamtpopulation herausgelöst und auf die rot dargestellten Ausgleichsflächen umgelenkt werden. Diese liegen zum überwiegenden Teil jenseits des Marchfeldkanals und sind nur über eine schmale Brücke erreichbar.

Einem Bericht der Bauträger an die Naturschutzbehörde ist zu entnehmen, dass bei Detailbegehungen keine Zieselbaue auf der gegenüberliegenden Seite des Gewässers festgestellt werden konnten. Somit existiert bis dato kein Nachweis, dass zumindest ein Ziesel über die Brücke hin und her wandern würde.

Unschwer zu erkennen ist, dass sogar die mit Büschen und Bäumen dicht verwachsenen Marchfeldkanal-Uferböschungen abschnittsweise als Ausgleichsflächen vorgesehen sind. Da Ziesel als Lebensraum offene Graslandschaften benötigen, bedarf es wohl signifikanter Rodungen um die Ufer als Ausgleichsflächen zu aktivieren. Dabei ginge wertvoller Lebensraum vieler in Wien selten gewordener Arten (z.B.: Eisvogel und Zauneidechse) verloren.

Fläche A9: Ziesel-Marathon zur Naherholungswiese

Fragwürdiges Highlight der Ausgleichslösung ist Fläche A9. Um sie vom Feld nördlich des Heeresspitals zu erreichen, müssten die Ziesel zielstrebig 1,15 km zurücklegen!

Dort angekommen, erwartet sie jedoch ganztägig Stress und gleich auch das nächste Bauprojekt. Denn die Wiese dient den M enschen mehrere nahegelegener Wohnanlagen zur Naherholung und schon bald soll westlich angrenzend ein Bauprojekt realisiert werden.

Warum eigentlich dieser „Fleckerlteppich“?

Ein großer Teil des Grünland zwischen Marchfeldkanal und Brünner Straße rund um das Wiener Heeresspital ist von Zieseln besiedelt. Dabei handelt es sich um ein Relikt-Vorkommen, für das aufgrund der isolierten Lage und unüberwindbarer Barrieren keine Möglichkeit zur Abwanderung besteht.

Diesseits des Marchfeldkanals stehen daher Ausgleichsflächen nicht im ausreichenden Umfang zur Disposition. Um die Realisierung des Bauprojekts – losgelöst von Fragen des Naturschutzes – retten zu können, ist man somit auf Gebiete auf der anderen Seite des Marchfeldkanals angewiesen.

Bestätigung für die suboptimale Lage der Ersatzgebiete kommt von der Ziesel-Expertin Dr. Ilse Hoffmann, die von den Bauträgern beigezogenen wurde. Sie erklärte im Gespräch mit „Der Presse“:

Es ist sicher nicht optimal, dass ein Großteil der Flächen nicht unmittelbar an das Lebensgebiet der Ziesel angrenzen.

Quellen

  1. Durch die Bauträger bei der Naturschutzbehörde MA 22 eingereichte Ausgleichsflächen
    (PDF, ca. 2.4 MB) Stand September 2012
  2. Artenkartierung Heeresspital – Umgebung Europäisches Ziesel und Feldhamster
    (Powerpoint, ca, 1.5 MB) Dr. Ilse Hoffmann, Universität Wien, September 2011

Die Karte wurde unter Verwendung von Symbolen aus der freien Map Icons Collection realisiert.

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Das Floridsdorfer Bezirksparlament macht zum Schutz der Ziesel weiter Druck.

Nachdem zuletzt die Verlegung des Bauprojekts beim Heeresspital an einen alternativen Standort verlangt wurde, geht man nun einen Schritt weiter. Mehrheitlich stimmten die Bezirksvertreter einem Antrag auf Festsetzung eines Naturschutzgebietes auf Flächen umliegend des Heeresspitals zu. Dort hat eine der letzten großen Kolonien der europaweit geschützten Ziesel ihren Lebensraum.

Aus dem Norden Wiens kommt damit ein klares Signal, dass in Wien die strengen Naturschutzgesetze einzuhalten sind und der Schutz der landesweit massiv vom Aussterben bedrohten Tiere Vorrang haben muss.

Floridsdorfer Bürger und Politiker für den Schutz der Ziesel beim Wiener Heeresspital

In Wien-Floridsdorf setzen sich Politik und Bürger vehement für den nachhaltigen Schutz der bedrohten Ziesel-Population beim Heeresspital ein

Politische Mehrheit für Naturschutzgebiet beim Heeresspital

Der von der ÖVP-Floridsdorf eingebrachte Antrag fand die Zustimmung von Grünen, FPÖ und WIFF und erzielte somit die erforderliche Mehrheit. Lediglich die Mandatare der SPÖ lehnten den Antrag ab.

Im Antragstext wird auf das besondere Schutzbedürfnis der Ziesel-Population beim Heeresspital hingewiesen, da dort durch die Uni Wien eine bis dato unbekannte Unterart des Europäischen Ziesels entdeckt worden sein könnte. Darüber hinaus fänden auf dem unter Naturschutz gestellten Areal auch andere vorkommende, streng geschützte Arten, wie Feldhamster, Neuntöter oder Zauneidechse ein Rückzugsgebiet. „Das ausgewiesene Naturschutzgebiet kann als Schau- und Infoprojekt der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden und somit zu einem Imagegewinn des Bezirks beitragen“, heißt es in der Antragsbegründung weiter.

Aus Sicht der IGL-Marchfeldkanal ist es jetzt nur noch erforderlich, die bereits im Antrag skizzierten Grenzen des Naturschutzgebietes, entsprechend der tatsächlichen Ziesel-Verbreitung im Bereich zwischen Brünner Straße und Marchfeldkanal, exakt zu definieren.

Perfektes Timing für erweiterte Landschaftsschutzgebiet-Verordnung

Von der Wiener Naturschutzbehörde MA 22 war bis Ende 2011 der Entwurf einer Verordnung eines erweiterten Landschaftsschutzgebietes in Floridsdorf zugesagt. Wie jedoch aus der Beantwortung einer von den Grünen gestellten Anfrage durch die zuständige Stadträtin Ulli Sima hervorgeht, ist dieses Papier noch immer ausständig.

Damit bietet sich nun die günstige Gelegenheit, das von Floridsdorf geforderte Naturschutzgebiet ringsum das Heeresspital unmittelbar in die überfällige Verordnung zu integrieren und Aufwände, die mit einer abermaligen Überarbeitung des Landschaftsschutzgebiets verbundenen wären, zu vermeiden.

Naturschutzgebiet beim Heeresspital ist alternativenlos

Das Ziesel steht in Österreich an erster Stelle der Roten Liste. Nach den objektiven EU-Bewertungsmaßstäben befindet es sich landesweit im schlechtest möglichen Erhaltungszustand „U2 Unfavourable Bad“. Diese alarmierende Einstufung teilen sich die Ziesel lediglich mit drei Fledermausarten.

Seit Anfang der 70er-Jahre ist in Wien die überwiegende Zahl der dokumentierten Ziesel-Vorkommen erloschen. Trotzdem schenkte man in den Planungen des Großbauprojekts beim Heeresspital der, im Projektgebiet längst amtsbekannten, Population – eine der größten Österreichs – keinerlei Beachtung.

In Anbetracht der rechtlichen und naturschutzfachlichen Faktenlage, muss der nachhaltige Schutz des Ziesel-Reservats beim Heeresspital absolute Priorität haben. Statt an aussichtlosen, aber hochriskanten Umsiedlungsplänen festzuhalten, sind nun konkrete Anstrengungen für den Ziesel-Schutz überfällig.

Zeit zum Handeln

Die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal begrüßt die politische Willensbildung des Floridsdorfer Bezirksparlament zum Schutz der bedrohten Ziesel-Population beim Heeresspital, die weit über die Bezirksgrenzen hinweg große Beachtung findet. Beim Thema Naturschutz ziehen somit Bürger und Politik, ungeachtet weltanschaulicher Differenzen in anderen Fragen, gemeinsam an einem Strang.

Von entscheidender Bedeutung ist nun jedoch, die Umsetzung der beiden richtungsweisenden Anträge mit Nachdruck von der Wiener Landesregierung einzufordern. Die IGL-Marchfeldkanal appelliert daher an die Lokalpolitik auch im Jahr 2013 in Sachen Zieselschutz nicht locker zu lassen.

Gemeinsam mit der Mehrheit der Floridsdorfer Volksvertreter, setzen sich bereits 8.500 Menschen mit ihrer Unterschrift für ein Naturschutzgebiet auf den Grünflächen rund um das Wiener Heeresspital ein. Bitte unterschreiben auch Sie!

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Beim Wiener Heeresspital bahnt sich eine wissenschaftliche Sensation an!

Wie Untersuchungen der Universität Wien belegen, weichen die beim Heeresspital vorkommenden Ziesel in Größe und Gewicht zum Teil sehr deutlich von anderen Populationen ab. Außerdem treten Tiere mit markanter, bis dato nirgendwo beobachteter Fellfärbung auf.

Da die strukturellen Unterschiede bereits bei Jungtieren ausgeprägt sind, würde die international renommierte Ziesel-Forscherin Dr. Ilse Hoffmann die Präsenz einer bis dato unbekannten Unterart des Europäischen Ziesels nicht ausschließen.

Nun droht der Stadt Wien ein blamables Fiasko. Gibt sie tatsächlich grünes Licht für die Absiedlung der Heeresspital-Ziesel auf weit verstreute Einzelflächen, so könnte eine neu entdeckte Unterart schon wieder Geschichte sein, noch bevor sie eingehend erforscht wurde.

Außergewöhnlich gezeichnetes Ziesel am Areal des Wiener Heeresspitals (Foto: Norbert Szewieczek)

Ziesel mit dieser auffälligen Fellzeichnung kommen nur rund um das Wiener Heeresspital vor. (Foto: Norbert Szewieczek)

Ökologischer Bericht der Bauträger enthüllt Sensation

Die wissenschaftliche Spitzenmeldung wurde im aktuellen Bericht der ökologischen Bauaufsicht für das Bauprojekt nördlich des Wiener Heeresspitals publiziert und ist im Detail hier nachzulesen:

>>> Ökologischer Bericht 18.10.2012 <<<

Anhand statistischer Auswertung der Ziesel-Vermessungsdaten (Alter, Gewicht, Größe) und Gegenüberstellung mit Vergleichspopulationen kommt die Ziesel-Expertin Dr. Ilse Hoffmann in dem Papier zu dem bemerkenswerten Schluss:

Die Ziesel im Projektgebiet sind also relativ zu ihrer geringen Körpergröße ziemlich schwer, vor allem, was die Jungtiere betrifft. Da davon auszugehen ist, dass strukturelle Muster (Knochenwachstum) stabiler ausgeprägt sind als Gewichtsschwankungen, liegt die Vermutung nahe, dass dieser Phänotyp genetisch fixiert sein könnte. Diese Vermutung wird durch die gelegentliche Beobachtung eines außergewöhnlichen Farbschlags unterstützt.

Die Forscherin vermutet also, dass die beobachteten Erscheinungsbilder außerhalb jeer Bandbreite liegen, die dem herkömmlichen Europäischen Ziesel vorgegeben ist. Vielmehr könnte eine genetische Anpassung an die speziellen, im Umfeld des Wiener Heeresspitals wohl jahrzehntelang vorherrschenden, Bedingungen stattgefunden und so letztlich zur Ausbildung einer neuen Unterart des Europäischen Ziesels geführt haben.

Das ist insofern bemerkenswert, da das nächstgelegene, im Detail erforschte, Ziesel-Vorkommen am Bisamberg und dessen Ausläufern zwar nur etwa 1,5 Kilometer entfernt ist, jedoch selbst gegenüber diesen Tieren signifikante Abweichungen hinsichtlich Größe und Gewicht feststellbar sind. Dieser Umstand unterstreicht die vollständige Isolation der Ziesel-Population beim Heeresspital von anderen Vorkommen und damit deren außerordentliche Schutzbedürftigkeit.

Weiterführende Informationen in Wikipedia: Phänotyp, Genotyp

Hell gezeichnetes Ziesel nördlich des Wiener Heeresspitals, (Foto: Yoko Muraoka)

Ein weiteres Ziesel mit dem außergewöhnlichem Farbschlag, aufgenommen nördlich des Wiener Heeresspitals. (Foto: Yoko Muraoka)

Evolution versus Ignoranz beim Heeresspital

Die Situation der Ziesel in Österreich ist dramatisch. Keine andere heimische Art ist objektiv so stark vom Aussterben bedroht. Wie sich nun zeigt, hat die Natur beim Wiener Heeresspital sämtliche Register gezogen, um sich gegen das Erlöschen der dortigen Population, eine der letzen großen Österreichs, zu stemmen.

Gegen Ignoranz sind jedoch selbst die anpassungsfähigsten Lebewesen machtlos. Obwohl ihr dichtes Vorkommen beim Wiener Heeresspital längst amtsbekannt war, fielen die Ziesel in Planung und Widmung des Großbauprojekts am Marchfeldkanal befremdlicherweise unter den Tisch.

Statt frühzeitig, noch vor den millionenschweren Grundstücksankäufen, für den tatsächlichen Schutz der Tiere zu sorgen, bedurfte es erst der Entdeckung der Kolonie durch aufmerksame Bürger und damit eines glücklichen Zufalls um die Ziesel vor dem möglichen Tod durch die Bagger zu retten.

Ziesel-Schutz statt Festhalten an aussichtslosem Vorhaben

Mit dem Auftreten einer möglichen neuen Unterart, kommt der Ziesel-Population beim Wiener Heeresspital nun eine nochmals gesteigerte Bedeutung zu. Für die europaweiten Anstrengungen die Ziesel-Bestände zu stabilisieren und in der Folge zu verbessern, ist das außergewöhnliche Vorkommen von höchstem wissenschaftlichem Interesse. Das hochriskante Zerstreuen der wertvollen Kolonie auf einen ungeeigneten Fleckerlteppich wäre in diesem Licht schlicht blamabel.

Dementsprechend fordert die Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal die gewissenhafte Einhaltung der Naturschutzgesetze, die den beabsichtigten Eingriff in den Lebensraum der streng geschützten Tiere verbieten. Statt entgegen aller fachlicher und rechtlicher Bedenken weiterhin am Bauprojekt festzuhalten, sollte nun – wie zuletzt vom Floridsdorfer Bezirksparlament eindrucksvoll gefordert – endlich mit den Planungen des Vorhabens auf Ersatzflächen begonnen und die Festsetzung eines geeigneten Naturschutzgebiets rund um das Heeresspital eingeleitet werden.

Jetzt unterschreiben!

Neben der Mehrheit der Floridsdorfer Volksvertreter, setzen sich bereits 8.300 Menschen mit ihrer Unterschrift für den nachhaltigen Schutz der Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital ein. Bitte unterschreiben auch Sie!

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Der Artenschutz-Kalender 2013 ist vergriffen! Nur mehr wenige Exemplare sind in der Buchhandlung am Spitz erhältlich. Der Bezug über den Postweg ist leider nicht mehr möglich!

Wir danken sehr herzlich für Ihre aktive Unterstützung der bedrohten Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital und wünschen viel Freude mit dem Artenschutz-Kalender 2013!

Artenschutz Kalender 2013 - Lebensraum- und Artenschutz am Marchfeldkanal

Der Artenschutz-Kalender 2013 ist da!

Der Artenschutz-Kalender 2013 steht ganz im Zeichen der beindruckenden Artenvielfalt entlang des Marchfeldkanals. In seinem Wiener Abschnitt haben viele selten gewordene Tierarten eines ihrer letzten Refugien gefunden, darunter auch streng geschützte wie Ziesel, Feldhamster, Zauneidechse oder Neuntöter.

Monat für Monat stellt der Artenschutz-Kalender 2013 eine dieser Arten in Wort und Bild vor. Besonders spannend: Viele Aufnahmen stammen direkt aus der Region.

Spenden für aktiven Artenschutz

Ab einer Spende von nur 5 Euro sichern Sie sich ihr persönliches Exemplar. Zugleich unterstützen Sie die Bemühungen zur Rettung der bedrohten Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital.

Unser Tipp: Der Artenschutz-Kalender 2013 eignet sich auch als außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk. Die Auflage ist limitiert, greifen Sie also rasch zu!

Hier bekommen Sie den Artenschutz-Kalender 2013

  • Lebenskraft Natur (Vergriffen !!)
    Ihr Fachgeschäft für Naturheilkunde und gesunde Ernährung
    Ekazent B7
    Brünner Straße 201-221
    1210 Wien
    http://www.lebenskraft-natur.at/
  • Bio-Bauernmarkt Gerasdorfer Straße
    Nur Samstag, 15.12.2012, 9 bis 12 Uhr

    Gerasdorfer Straße 61
    1210 Wien

Danksagung

Die erfolgreiche Realisierung des Artenschutz-Kalenders 2013 wäre ohne die vielen ehrenamtlich helfenden Hände nicht gelungen. Allen Mitwirkenden ein herzliches Dankeschön! Besonderer Dank gilt Frau Gabriele Tupy, die bei Gestaltung und Textierung des Kalenders federführend war.

Ganz besonders möchten wir uns bei den Fotografinnen und Fotografen bedanken, die freundlicherweise ihre Werke für den Artenschutz-Kalender 2013 unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben:

  • Barbara Maria Aichner
  • Andreas Gruber
  • Leopold Kanzler
  • Jo Kurz
  • Thomas Möller
  • Christoph Ruisz
  • Fledermausschutz Schweiz

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