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Die streng geschützten Ziesel und Feldhamster nördlich des Wiener Heeresspitals sollen auf weit verstreute Ausgleichsflächen – darunter auch Uferböschungen des Marchfeldkanals – abgesiedelt werden. Die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung wird derzeit von Wiener Naturschutzbehörde MA 22 geprüft.

Parallel beauftragten die IGL Marchfeldkanal und der Wiener Tierschutzverein unabhängige Experten mit der Erstellung einer Studie, um die notwendigen Voraussetzungen für die europarechtlich korrekte Vorgangsweise zur Genehmigung des Ansuchens auszuführen.

Das nun vorliegende Papier erläutert in verständlichen Worten jenen engen juristischen Korridor, der den Behörden aufgrund strenger europaweiter Artenschutzbestimmungen vorgegeben ist.

Resümee: Ein oberflächliches und eiliges Durchwinken durch die MA 22 ist definitiv nicht möglich.

Die Ziesel-Studie zum Download

W. Suske, T. Ellmauer: Voraussetzungen für eine europarechtlich korrekte Vorgehensweise zur Bewilligung von Wohnbauten auf Flächen nördlich des Heeresspitals

>>> Download der Studie <<<

Titelbild: Norbert Szewieczek

Renommierte unabhängige Gutachter

Die Autoren der Studie, Dipl.-Ing. Wolfgang Suske und Dr. Thomas Ellmauer, sind international tätige, anerkannte Experten der EU-Naturschutzrichtlinien. Beide haben sich intensiv mit theoretischen und praktischen Fragen in der Umsetzung dieser Thematik auseinandergesetzt und besitzen hervorragende Kenntnisse der Richtlinienauslegung durch den Europäischen Gerichtshof sowie der Positionen der Europäischen Kommission. Sie sind Lehrbeauftragte für den EU-Naturschutz an der Universität Wien bzw. Universität für Bodenkultur und zeichnen u.a. hauptverantwortlich für die ASFINAG-Broschüre „Natura 2000 und Artenschutz“,  worin zentrale Begriffe der Fauna-Flora-Habitats- und Vogelschutz-Richtlinie beleuchtet und interpretiert werden.

Artenschutzausnahmeverfahren unabdingbar

Die Einreichung der Bauträger sieht vor, dass sobald ein Teil des Ziesel- und Feldhamsterbestands vom Feld nördlich des Heeresspitals auf die eingereichten Ausgleichsflächen abgewandert ist, die verbliebenen Tiere durch gezielte Bodenbearbeitung zu vertreiben. Streifen um Streifen soll dazu der Lebensraum der betroffenen Tiere zerstört werden.

Die Verwirklichung des angesuchten Vorgehens würde daher zumindest in einem Punkt gegen den Artikel 12 der europäischen FFH-Richtlinie verstoßen. Dieser verbietet unter anderem die Beeinträchtigung oder Vernichtung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten aller in Anhang IV der Richtlinie gelisteten Arten, darunter auch das Europäische Ziesel und der Feldhamster.

Daher ist – der Ausführung der Studienautoren folgend – von der Wiener Naturschutzbehörde ein Ausnahmeverfahren bezüglich Artikel 16 der FFH-RL durchzuführen, worin jene außergewöhnlichen Umstände unter denen ein derartiges Ansuchen genehmigt werden darf, geregelt sind.

Voraussetzungen nach Artikel 16 der FFH-Richtlinie

Nach Auffassung der Studienautoren kann die behördliche Prüfung des Bauvorhabens nördlich des Wiener Heeresspitals nur dann positiv abgeschlossen werden, sofern im Ausnahmeverfahren des Artikels 16 der FFH‐Richtlinie nachvollziehbar und glaubhaft dargelegt wird:

  • Dass für das geplante Vorhaben keine anderweitige zufriedenstellende und zumutbare Lösung zu finden ist.
  • Dass sich die betroffenen Tierarten (Ziesel, Feldhamster) in ihrem Erhaltungszustand in Österreich nicht verschlechtern und dass die Verbesserung des Erhaltungszustands nicht beeinträchtigt wird.
  • Dass für das Vorhaben zwingende Gründe eines überwiegenden öffentlichen Interesses geltend gemacht werden können.

Andernfalls ist das Projekt aus artenschutzrechtlichen Bestimmungen der FFH‐Richtlinie zu versagen.

Schlussfolgerungen durch die IGL-Marchfeldkanal

Die nähere Betrachtung der von den Experten im Detail erläuterten notwendigen Voraussetzungen lässt beim Leser starke Zweifel aufkommen, dass diese im Fall der Ziesel und der Feldhamster beim Wiener Heeresspital tatsächlich gegeben sind und auch im vollen Umfang nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt werden können. Nachfolgend dazu einige Überlegungen.

Rechtzeitige Alternativenprüfung verabsäumt

Auf die rechtzeitige Prüfung von Alternativen wurde verzichtet, obwohl bereits zum Planungszeitpunkt und im Anschluss beim Widmungsbeschluss ein dichtes Ziesel-Vorkommen beim Wiener Heeresspital behördlich längst dokumentiert war. Aus nicht offengelegten Gründen blieben die streng geschützten Tiere in allen Unterlagen stets unerwähnt.

Auch in weiterer Folge wurden – in Kenntnis der Widmungsfestsetzung – trotz anhaltender Hinweise (2009, 2010) keine präventiven Schritte zum Schutz des bedeutsamen Vorkommens eingeleitet. Erst nach Bürgerprotesten wurde man sich seitens der Verantwortlichen der naturschutzrechtlichen Verpflichtungen bewusst.

Ziesel auf Platz 1 der Roten Liste – Negative Tendenz

In Österreich steht das Ziesel seit Jahren auf Platz 1 der Roten Liste und seine Bestandsrückgänge dauern an. Aus den von Österreich im Jahr 2006 an die EU-Kommission gemeldeten Daten geht objektiv hervor, dass sich die Ziesel im schlechtest möglichen Erhaltungszustand „U2-Unfavourable Bad“ befinden. In der nichtalpinen Region Österreichs teilen sie sich diesen besorgniserregenden Status nur mit drei Fledermausarten.

Selbiges Datenmaterial, dessen Qualität bestmöglich als „Good“ eingestuft ist, besagt zudem, dass die betroffene Population beim Wiener Heeresspital mehr als fünf Prozent des österreichischen Gesamtbestands ausmachen könnte.

Obwohl zudem die Zukunftsperspektive der Ziesel als „Bad“ bewertet ist, fand in Wien seit 2005 keine flächendeckende Kartierung des Ziesel-Bestands statt. Als Konsequenz ist keine aussagekräftige Einschätzung hinsichtlich der Bestandsentwicklung in der Bundeshauptstadt möglich. Aus Niederösterreich und dem Burgenland sind hingegen neuere Werte verfügbar, die aber leider keine Anzeichen für eine Umkehr des negativen Trends nahelegen.

Somit erscheint im Lichte des besonders schlechten Erhaltungszustands der Ziesel in Österreich und der Größe der betroffenen Population der mögliche Eingriff in eines ihrer letzten großen Reservate als bedenklich. Eine Beeinträchtigung der angestrebten Verbesserung des Erhaltungszustands wird jedenfalls nur sehr schwer auszuschließen sein.

Zwingende Gründe eines überwiegenden öffentlichen Interesses?

Zur Rechtfertigung der Durchführung des Bauprojekts beim Wiener Heeresspital bedarf es des Nachweises zwingender Gründe eines überwiegenden öffentlichen Interesses, das jenes zur Wahrung der Naturschutzes überwiegt.

Während öffentliches Interesse an der Schaffung von Wohnraum unbestritten ist, erscheint jedenfalls der glaubhafte Nachweis zwingender Gründe zur Verwirklichung des Bauprojekts am geplanten Ort zweifelhaft. Denn diesem öffentlichen Interesse ist klarerweise auch dann genüge getan, wenn das Vorhaben an anderer Stelle realisiert wird. Aufgrund der fehlenden Anbindung des Standorts an das hochrangige U-Bahnnetz entfällt ein in Frage kommendes Argument, das als Beleg zwingender Gründe in Betracht gezogen werden könnte.

Demgegenüber ist angesichts des überaus schlechten Erhaltungszustands des Ziesels und des Feldhamsters in Österreich das öffentliche Interesse am Schutz dieser Arten als hoch einzuschätzen.

Gemessen an der mehrjährigen Wiener Gesamtbauleistung, würde das Volumen des Bauprojekts beim Heeresspital, nur einen kleinen Anteil ausmachen, was deutlich auf die Zumutbarkeit einer Realisierung an einem alternativen Standort hinweist.

STEP 05 setzt Priorität zugunsten des Artenschutzes

Im zweiten Kapitel „Grundsätze und Prinzipien“ des aktuellen Wiener Stadtentwicklungsplans STEP 05 wird das Arten- und Lebensraumschutzprogramm „Netzwerk Natur“ als wichtige Maßnahme im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung dargestellt. Dem Artenschutz wird somit in den Prozessen der Stadtplanung besondere Bedeutung eingeräumt.

Zwar ist in einem der nachfolgenden Abschnitte auch das Bauprojekt nördlich des Heeresspitals gelistet, jedoch sind aufgrund der ausdrücklichen Nennung des Artenschutzes in den Kernprinzipien der Stadtentwicklung jedenfalls keine zwingenden Gründe eines überwiegenden öffentlichen Interesses schlüssig argumentierbar.

Wie hinlänglich bekannt, blieb das „Netzwerk Natur“ in der Planung und Widmung des Bauprojekts – entgegen den ausdrücklichen STEP-Vorgaben – unberücksichtigt. Ein einziger Blick in die Datenbank des Artenvielfaltprogramms hätte gereicht, um das bestätigte Ziesel-Vorkommen und damit den drohenden Konflikt frühzeitig zu erkennen.

Studie finanziert durch Spendengelder – Herzlichen Dank!

Die Studie wurde in Kooperation mit dem Wiener Tierschutzverein beauftragt und zur Gänze durch Spendengelder finanziert. Daher möchten wir an dieser Stelle ein besonders herzliches Dankeschön an jene Menschen aussprechen, deren Großzügigkeit die Erstellung der vorliegenden Expertise ermöglicht hat.

Zugleich appellieren wir die bedrohten Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital weiterhinzu unterstützen, denn auch die nächsten absehbaren Schritte bedürfen finanzieller Aufwendungen. Jeder einzelne Euro, der am Zieselschutz-Konto des Wiener Tierschutzvereins einlangt, hilft den Fortbestand der gefährdeten Tiere in ihrem Lebensraum zu sichern! Nähere Infos finden Sie hier.

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Die nächste Zieselwanderung findet am 15. Juni 2013 statt. Alle Infos gibt es hier.

Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal beim Wiener Heeresspital Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal beim Wiener Heeresspital Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal beim Wiener Heeresspital

Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal beim Wiener Heeresspital Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal beim Wiener Heeresspital Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal beim Wiener Heeresspital

Zahlreiche Interessierte waren am Sonntag der Einladung der IGL Marchfeldkanal zur ersten Ziesel-Wanderung am Marchfeldkanal nahe dem Wiener Heeresspital gefolgt. Bei strahlendem Sonnenschein erläuterte der Biologe Mag. Erik Pauer viele Besonderheiten der Fauna und Flora beim Marchfeldkanal und den beeindruckenden Artenreichtum einer typischer ‚Gstettn‘.

Wertvoller Ziesel-Lebensraum mit Ablaufdatum?

Spannendes und intensiv diskutiertes Thema waren natürlich die Ziesel, die in Österreich auf Platz 1 der Roten Liste stehen. Ihr angestammter Lebensraum nördlich des Heeresspitals soll bekanntlich schon bald einer Verbauung zum Opfer fallen. Jetzt Mitte Oktober, haben sich die meisten der Ziesel bereits in ihre zwei tiefen Meter Baue zu einem langem Winterschlaf, der bis Ende März dauern kann, zurückgezogen.

Die gegenwärtige Verbreitung der streng geschützten Nager, aber auch der aktuelle Stand zu den vorgesehenen, heftig kritisierten Ausgleichsflächen wurden bei der Führung vor Ort im Detail vorgestellt. Zentrale Elemente der Ausgleichsmaßnahmen, etwa die Ansiedlung der Ziesel an den Marchfeldkanal-Böschungen oder die bis dato von den Tieren gänzlich ignorierte Brücke, lösten bei den Anwesenden einhellig Kopfschütteln aus.

Weitere Wanderungen folgen

Herzlichen Dank an die vielen naturverbundenen Teilnehmer für ihr Kommen. Weitere Führungen in einem der letzten verbliebenen Wiener Rückzugsgebiete vieler selten gewordener Arten sind bereits in Planung.

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Bekanntlich sollen beim Wiener Heeresspital streng geschützte Ziesel in einer hochriskanten Aktion auf fragwürdige Ausgleichsflächen verstreut werden, um so Platz für ein Mega-Bauprojekt beim Marchfeldkanal zu schaffen. Kaum bekannt hingegen ist das tatsächliche Ausmaß der betroffenen Ziesel-Population, wie eine Grafik der Universität Wien eindrucksvoll verdeutlicht.

Neue eindeutige Fakten zeigen indes, dass die naturschutzrechtliche Prüfung des Bauvorhabens, die sich bloß auf das Gebiet nördlich des Heeresspitals beschränkt, unzureichend ist. Die Planungen betreffen auch Grünflächen direkt am Areal des Heeresspitals.

Ziesel-Großvorkommen rund um das Wiener Heeresspital

Ziesel-Kolonie beim Wiener Heeresspital

Quelle: Präsentation von Dr. Ilse Hoffmann, Universität Wien, Stand 08/2011

Obenstehende Grafik illustriert mit Stand August 2011 die Verbreitung der Ziesel auf den Grünflächen am Areal des Wiener Heeresspitals sowie auf den umliegenden Gebieten nördlich und südlich davon. Die grünen Punkten zeigen dabei die Positionen der Zieselbaue. Mittlerweile ist auch die teilweise Besiedlung des östlich gelegenen Feldes durch die Tiere bekannt.

Die Darstellung verdeutlicht die tatsächliche Ausdehnung der Ziesel-Kolonie, aber auch ihre isolierte Situation. Brünner Straße, Marchfeldkanal und Verbauung im Norden bilden für die Tiere unüberwindbare Barrieren. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um ein verinseltes Relikt-Vorkommen, das einst Teil einer großen Population vom Bisamberg nach Gerasdorf hinaus ins Weinviertel war.

Bei der Kartierung in 2011 wurde durch die Universität Wien ein Bestand von 828 Zieseln erhoben. Damit ist dieses Vorkommen beim Wiener Heeresspital eines der letzten großen in Österreich. Basierend auf den EU-FFH-Artikel 17 Daten und publizierter Zahlen aus Niederösterreich und Burgenland, könnten beim Heeresspital mehr als 20 Prozent des Wiener Gesamtbestands leben.

Eine einzige große Ziesel-Gesamtpopulation

Wider offensichtlicher Gegebenheiten, geht die Wiener Naturschutzbehörde MA22 davon aus, dass sich das Ziesel-Vorkommen beim Wiener Heeresspital in zwei getrennte, voneinander unabhängige Populationen aufteilt: Eine am Feld nördlich, sowie eine weitere am Heeresspital-Gelände und südlich davon. Wenig überraschend ist erstere deckungsgleich mit dem Projektgebiet des Bauvorhabens.

Im Gespräch vertrat man die Ansicht, dass die nördlichen Tiere über eine Brücke von der anderen Seite des Marchfeldkanals eingewandert wären und dementsprechend im Zuge der Ausgleichsmaßnamen am selben Weg wieder zurückgedrängt werden können. Neueste Untersuchungen widerlegen jedoch diese These, denn am Feld jenseits des Marchfeldkanals findet sich kein einziger Zieselbau.

Außergewöhnlich gezeichnetes Ziesel am Areal des Wiener Heeresspitals, (C) Norbert Szewieczek  Außergewöhnlich gezeichnetes Ziesel nördlich des Wiener Heeresspitals, (C) Yoko Muraoka
Zwei Ziesel mit außergewöhnlicher Fellfärbung
Links: Am Heeresspital-Areal, (C) Norbert Szewieczek
Rechts: Nördlich des Heeresspitals, (C) Yoko Muraoka

Sowohl am Heeresspital-Areal als auch nördlich davon, wurden Ziesel mit einer außergewöhnlichen, hellen Fellzeichnung am Kopf (siehe Fotos) festgestellt. Frau Dr. Hoffmann meinte dazu, dass ihr ein derartiger Farbschlag „so noch nicht untergekommen ist“.

Das Auftreten dieser seltenen Fellfärbung auf beiden Seiten der künstlichen Trennlinie ist somit ein weiteres klares Indiz für die Zusammengehörigkeit beider Ziesel-Lebensräume.

Anders als in geschönten Darstellungen sucht man also kein neues Zuhause für eine Handvoll Ziesel. Vielmehr soll aus einer Population ein Teil herausgelöst werden und auf einen Fleckerlteppich aus Einzelflächen, deren langfristige Eignung als Habitat fragwürdig ist, zerstreut werden. Framentierung und Isolation sind erwiesene Hauptgründe für den bedrohlichen Rückgang der Ziesel in Österreich. Zweifellos würden daher die befürchteten Ausgleichsmaßnahmen eine Verschlechterung der Habitatsbedingungen für die gesamte Heeresspital-Population bedeuten. Ausgleichsmaßnahmen, die eine Verschlechterung bewirken, sind jedoch nach geltendem europäischem Recht unzulässig (Verschlechterungsverbot).

Drohende Fragmentierung aufgrund von Verbuschung

Seit in 2007 durch die Behörden eine dichtes Ziesel-Population am Heeresspital-Areal festgestellt wurde, setzte entlang dessen Grenze eine zunehmende Verbuschung ein. Als Konsequenz könnte nun die Verbindung zum nördlichen Vorkommen beeinträchtigt sein. In Kenntnis des ungünstigen Einflusses von Lebensraum-Fragmentierung, muss – statt diese als gegebenes Faktum hinzunehmen – die Wiederherstellung des optimalen Austauschs zwischen den betroffenen Flächen höchste Priorität haben.

Luftaufnahmen aus 2007 zeigen zweifelsfrei, dass seinerzeit keine nennenswerte Verbuschung entlang des Heeresspitalzauns existierte. Die Behörden konnten somit im Rahmen des Widmungsverfahrens keineswegs davon ausgehen, das dichte Ziesel-Vorkommen beschränke sich ausschließlich auf das Bundesheer-Areal, anliegende Flächen seien aber nicht besiedelt.

Heeresspital-Areal ist vom Bauprojekt direkt betroffen

Bauprojekt überschneidet sich mit Areal des Wiener Heeresspitals  Bauprojekt überschneidet sich mit Areal des Wiener Heeresspitals

Quelle: Stadt Wien – ViennaGIS

Unabhängig davon, ob eine oder zwei Ziesel-Populationen beim Wiener Heeresspital existieren, steht jedenfalls eines zweifelsfrei fest: Die Planungen für das Bauvorhaben nördlich des Heeresspitals reichen hinein auf das heutige Heeresspital-Areal, wo sie sogar punktuell mit den kartierten Zieselbauen kollidieren.

Wie oben ersichtlich, überschneiden sich die Grundstücke 868/13 und 868/14 (beide KG 01616) mit bestehenden Grünflächen am Bundesheer-Gelände. Konkret sehen sowohl die bestehende Flächenwidmung, als auch kolportierte Projektpläne, dort ein Wohngebäude und eine Zufahrtsstraße mit Wendekreis vor.

Die Verbauung dokumentierter Lebensräume von europarechtlich nach FFH-Richtlinien-Anhang IV geschützter Arten ist – außer Streit stehend – unzulässig. Folglich wäre eine Prüfung des Bauprojekts durch die Naturschutzbehörde, ohne Berücksichtigung der Auswirkungen auf das heutige Areal des Wiener Heeresspitals, unvollständig und somit unzureichend.

Schon 7.500 Unterschriften für Ziesel-Schutzgebiet

Die Ziesel stehen in Österreich seit vielen Jahren auf Platz 1 der Roten Liste vom Aussterben bedrohten Säugetiere. Trotzdem begegnet man der bedeutsamen Ziesel-Kolonie beim Wiener Heeresspital seit ihrer Entdeckung konsequent mit Ignoranz. Obwohl ihr Lebensraum in einem Zielgebiet der Stadtentwicklung liegt, kam es statt wissenschaftlicher Untersuchungen zu teuren Grundstücksankäufen. Im Flächenwidmungsverfahren fielen die streng geschützten Tiere kommentarlos „unter den Tisch“, obwohl die Verwirklichung der zugrunde liegenden Projektpläne zweifelsfrei erhebliche Auswirkungen auf ihr schützenwertes Habitat hätte.

Die IGL-Marchfeldkanal fordert unverändert die Einrichtung eines geeigneten Naturschutzgebiets auf den Grünflächen am und rund um das Wiener Heeresspital. Nur so kann dort der fortwährende ökonomische Druck auf jene Tierart, die in Österreich ohnehin mit dem Rücken zur Wand steht, beendet werden.

Bereits 7.500 Menschen unterstützen dieses Anliegen und haben mit ihrer Unterschrift ein Zeichen zum Schutz der bedrohten Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital gesetzt. Unterschreiben auch Sie!

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Die jetzt gelüfteten Details zu den Ziesel-Ausgleichsflächen nördlich des Wiener Heeresspitals lassen in jeder Hinsicht Schlimmes befürchten.

Nicht nur, dass man die massiv vom Aussterben bedrohten Tiere in einem kaum durchführbaren, aber hochriskanten Manöver auf einen weitläufig verteilten Fleckerlteppich zerstreuen will. Auch den Böschungen am Marchfeldkanal droht entlang des Heeresspitals, einem beliebten Naherholungsgebiet, ein heftiger Kahlschlag.

Weil sich bei den Turboplanungen des Monsterprojekts beim Heeresspital niemand für den Schutz einer der letzen großen Ziesel-Kolonien Österreichs interessieren wollte, könnte es somit – bei Genehmigung der Eingriffe – im Norden von Wien zu einem ökologischen Fiasko kommen.

Naturschutzbehörde teilte Ausgleichsflächen mit

Ziesel-Ausgleichsflächen beim Wiener Heeresspital

Schemagrafik der beantragten Ziesel-Ausgleichsflächen (1 – 6, rot)
und des betroffenen Ziesel-Reservats (Z, grün)

In der Grafik oben sind das aktuelle Verbreitungsgebiet der betroffenen Ziesel nördlich des Heeresspitals und die angesuchten Ausgleichsflächen anhand von der Naturschutzbehörde MA 22 übermittelter Unterlagen und Grundstücksnummern, dargestellt.

Die einzelnen Teilflächen werden den Bauträgern Kabelwerk und Donaucity vom Wiener Forstamt MA 49 sowie der Marchfeldkanal-Gesellschaft bereitgestellt. Weitere anliegende und nahegelegene Liegenschaften sind nicht Teil der Ausgleichslösung, denn diese weisen eine Vielzahl unterschiedlicher Besitzer auf. Zur Lenkung der europarechtlich streng geschützten Ziesel auf diese Liegenschaften bedarf es der ausdrücklichen Zustimmung der jeweiligen Eigentümer.

Das große Heeresspital-Areal selbst und der Bereich südlich davon kommen als Ausgleichsflächen ebenfalls nicht in Frage, denn diese sind von Zieseln besiedelt. Klarerweise handelt es sich bei dem großen Vorkommen rings um das Heeresspital um eine einzige große, aber isolierte Population.

Verpönte Lebensraum-Fragmentierung als Problemlöser

Ein erwiesener Hauptgrund für den unverändert bedrohlichen Rückgang der Ziesel in Österreich ist die Fragmentierung ihrer Lebensräume, die in der Folge zu Isolation und Erlöschen von Populationen führt. Trauriges Beispiel dafür ist das Verschwinden der Ziesel-Kolonie bei der Seeschlacht in Langenzersdorf.

Genau diese gefährliche Zersplitterung soll nun mit dem Zieselbestand nördlich des Wiener Heeresspitals passieren. Nach Abtrennung von der großen Kernpopulation am Heeresspitalgelände, sollen die Tiere auf einen weitläufig verteilen „Fleckerlteppich“ umgelenkt werden.

Stellt man in der Grafik oben, die roten Teilflächen dem aktuellen Lebensraum (grün) gegenüber, wird die substanzielle Verschlechterung der Habitatsbedingungen offenkundig.

Umgekehrt käme es auch zu einer signifikanten Schwächung der großen Gesamtpopulation rund um das Wiener Heeresspital, denn diese würde mit einem Schlag um 20 Prozent der Individuen reduziert werden.

Ziesel-Emigration über Brücke findet nicht statt

Bislang querte kein einziges Ziesel über diese Brücke den Marchfeldkanal

Kein einziges Ziesel querte bisher über diese Brücke den Marchfeldkanal

Unabhängig von der mangelnden Eignung mancher Flächen und ungeklärten naturschutzrechtlichen Fragen, erscheint die generelle Durchführbarkeit der Lenkungsmaßnahmen in der Praxis illusorisch. Denn ein Großteil der Ersatzgebiete liegt jenseits des Marchfeldkanals (3 bis 6) und ist nur über eine schmale Brücke erreichbar (siehe Bild).

Bis dato konnten Experten und Naturschützer auf der gegenüberliegenden Seite des Marchfeldkanals nicht einen einzigen Ziesel-Bau ausfindig machen. Auch zeigen die bisher vorliegenden Forschungsergebnisse ein ausgeprägt stationäres Verhalten der Tiere, d.h. es finden keine relevanten Wanderbewegungen statt.

Daher ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass die Ziesel jemals freiwillig und in großer Zahl auf Flächen jenseits des Marchfeldkanals übersiedeln werden.

Wie also sonst sollen die Ziesel den Marchfeldkanal überwinden? Treibt man sie mit handfesten Methoden über die Brücke, so wäre diese künstliche Ziesel-Kolonie, aufgrund ihrer geringen Größe und der nachweislich fehlenden Verbindungen zur Stammpopulation, zum Erlöschen verurteilt.

Marchfeldkanalböschungen als „gleichwertige“ Ausgleichsflächen

Marchfeldkanal-Böschungen als Ziesel-Ausgleichsflächen Marchfeldkanal-Böschungen als Ziesel-Ausgleichsflächen Marchfeldkanal-Böschungen als Ziesel-Ausgleichsflächen

  Ein Teil der dauerhaft zu rodenden Böschung entlang des Marchfeldkanals

Ein Teil der Ziesel soll nach den vorliegenden Unterlagen an die kaum drei Meter hohen, aber steilen Böschungen des Marchfeldkanals (Flächen 2 und 3) übersiedeln.

Damit jedoch die abschnittsweise extrem dicht verwachsenen Ufer überhaupt als Ausgleichsfläche oder Durchzugskorridor verwendbar wären, ist deren dauerhafte teilweise Rodung unvermeidlich. Denn als Steppentiere bevorzugen Ziesel offene Graslandschaften. In Büschen und Wäldern kommen sie hingegen nicht vor.

Insbesondere die, flussabwärts gesehen, rechts gelegene Böschung wäre massiv betroffen, wie die Fotos oben oder Satellitenbilder zweifelsfrei bestätigen.

Langfristig kann aber selbst nach den Abholzungen die Funktion der Marchfeldkanal-Böschungen als Ziesel-Ersatzlebensraum, aufgrund der schmalen Schlauchform und der unmittelbaren Nähe zum Wasser, nicht gegeben sein. Eingekesselt zwischen Kanal sowie gut frequentierten Fuß- und Radwegen, wären die Tiere ständig erheblichen Störungen ausgesetzt.

Zudem graben Ziesel 1,5 Meter tiefe Erdbaue, womit diese, wenn nicht direkt an den Wegen gelegen, bis an oder sogar unter den Wasserspiegel reichen werden. Spätestens wenn, wie in der Vergangenheit bei Donau-Hochwasseralarm die Flutung des Marchfeldkanals erforderlich wird, ist die Katastrophe für die am Ufer lebenden Ziesel vorprogrammiert.

Nebenbei bemerkt, ist die naturnahe Ufergestaltung des Marchfeldkanals kein Produkt puren Zufalls, sondern war erklärtes Ziel bei Planung und Realisierung des künstlichen Gewässers. Beachtliche Summen wurden bisher in Anlage und laufende Erhaltung des Naturjuwels im Norden von Wien investiert. Viele selten gewordene Tierarten finden hier wertvollen Lebensraum und die Floridsdorfer ein liebgewonnenes Naherholungsgebiet. Es stellt sich daher die Frage, ob sich die Verantwortlichen der Marchfeldkanal-Gesellschaft tatsächlich der vollen Tragweite und Außenwirkung der möglichen anstehenden Eingriffe bewusst sind.

Jungbürgerwald ade?

Ziesel-Ausgleichsfläche statt Jungbürgerwald?

Auch der erst 2007 von jungen Menschen mit viel Engagement angelegte, inzwischen kräftig angewachsene, Jungbürgerwald (in der Grafik als J markiert), wird wohl bei den freiwilligen Ziesel-Wanderungen im Weg sein. Denn um auf die immerhin schon 800 Meter entfernten Ausgleichsfläche (6) zu gelangen, müsste von vielen Nagern ein schmaler Trampelpfad seitlich vorbei am Wald aufgefunden und zurückgelegt werden.

Es steht somit zu befürchten, dass zur Unterstützung der freiwilligen Ziesel-Übersiedlung bzw. um zusätzliche Ersatzflächen (zwischen 5 und 6) am Marchfeldkanal zu schaffen, eine zumindest teilweise Schlägerung des Jungbürgerwalds unausweichlich ist.

Endgültiger Todesstoß für den Donaufeldbach

Visualisierung Donaufeldbach beim Heeresspital, (C) Grüne Donaustadt
Der geplante Donaufeldbach nahe dem Heeresspital in einer Fotomontage
(C) Grüne Donaustadt

An anderer Stelle kollidiert die beabsichtigte Ziesel-Umsiedlung mit bereits lange bestehenden Stadtplanungen. Ausgleichsfläche (6) überschneidet sich zwischen Heeresspital und Draugasse zur Gänze mit der Trasse des schon vor Jahren konzipierten Donaufeldbachprojekts, das 2010 in Floridsdorf auch Wahlkampfthema war.

Würden die heute dort befindlichen Felder tatsächlich mit Heeresspital-Ziesel besetzt, so ist die Realisierung des künstlichen Gewässers als zusätzliches Floridsdorfer Naherholungsgebiet samt Radwegen wohl endgültig vom Tisch. Eine abermalige, hochriskante Umsiedlung der Ziesel – wohin auch immer – wird kein Verantwortlicher in Kauf nehmen wollen.

Das magische Ziesel-Dreieck!

Teilausgleichsfläche (4) hat ein Riesenproblem: Für die Ziesel führt kein direkter Weg dorthin. Um auf ihrer freiwilligen Wanderung dorthin zu gelangen, müssten die Tiere auch Grundstücke durchqueren, die nicht Teil der Ausgleichslösung sind.

Selbst wenn die Ziesel auf wundersame Weise doch in dem Dreieck ankommen, dann erwartet sie dort eine isolierte Existenz, die in keinem, vital notwendigen Austausch mit anderen Populationen stehen kann. Somit ist auch diese Teilfläche als Ziesel-Lebensraum ungeeignet.

Ausgleichsfeld beim Heeresspital – Leider schon besetzt!

Zieselbau am Luzernefeld östlich des Wiener Heeresspitals Zieselbau am Luzernefeld östlich des Wiener Heeresspitals

Zwei Zieselbaue östlich des Heeresspitals

Die Ausgleichsfläche (1) diesseits des Marchfeldkanals ist für die Ziesel lediglich über einen schmalen, noch gar nicht existenten Verbindungspfad entlang des Heeresspitalzauns erreichbar. Bei Besichtigung des Feldes zeigt sich jedoch schnell, dass es schon von Zieseln besiedelt ist. Es handelt sich dabei um Ausläufer von der Ziesel-Kernpopulation am Heeressspital.

Wird nun das heutige Luzernefeld als Ziesel-Lebensraum attraktiviert, so werden vermehrt auch die am Heeresspital-Areal lebenden Tiere herauswandern. Im Unterschied zu den nördlichen Artgenossen müssen sie jedoch keinen schmalen Korridor freiwillig auffinden und durchwandern, sondern – so wie bisher – einfach nur unter dem Zaun durchschlüpfen.

Somit ist selbst Ausgleichfläche (1), wenn überhaupt, nur zu einem geringen Teil als solche geeignet.

Stadträtin Sima im Interessenskonflikt

Sowohl die Naturschutzbehörde MA 22, als auch das Forstamt MA 49 fallen beide in den Geschäftsbereich Umwelt, dem Stadträtin Ulli Sima vorsteht.

Während die MA 22 im Zuge eines Naturschutzrechtlichen Verfahren das Ansuchen der Bauträger auf Umlenken der Ziesel auf Ausgleichsflächen zu prüfen hat, stellt wiederum die MA 49 mit den Bauträgern ausverhandelte Ausgleichsflächen zur Verfügung.

Diese Situation birgt einen offensichtlichen, klassischen Interessenskonflikt in sich, denn bei Ablehnung des Ausnahmebegehrens durch die MA 22, entgehen der MA 49 künftige Pachteinnahmen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit knappen Budgets stehen einander somit konsequenter Naturschutz auf der einen und mögliche Zusatzeinkünfte auf der anderen Seite gegenüber.

Nicht jeder Beobachter mag darin eine günstige Optik für das Umweltressort erkennen, das bekanntlich schon im Flächenwidmungsverfahren auf schriftliche Hinweise zum dokumentierten dichten Ziesel-Vorkommen beim Wiener Heeresspital verzichtet hat.

7.100 Unterschriften für nachhaltigen Zieselschutz

Die Situation für die Ziesel beim Wiener Heeresspital und die ebenso dort vorkommenden Feldhamster ist ernst. Obwohl ihr Vorkommen spätestens seit 2005 dokumentiert ist und die Tiere samt ihrer Lebensräume naturschutzrechtlich streng geschützt sind, droht eine beispiellose Entsorgung des Artenschutzes im nahen Marchfeldkanal.

Unverändert fordert die IGL-Marchfeldkanal zum dauerhaft Erhalt des einzigarten Biotops die Einrichtung eines geeigneten Naturschutzgebiets auf den Grünflächen am und rund um das Wiener Heeresspital. Nur so kann dort der fortwährende ökonomische Druck auf jene Tierart, die in Österreich ohnehin auf Platz 1 der Roten Liste steht, beendet werden.

Bereits 7.100 Menschen unterstützen dieses Anliegen und haben mit ihrer Unterschrift ein Zeichen zum Schutz der bedrohten Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital gesetzt.

Unterschreiben JETZT auch Sie!

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Ziesel beim Stammersdorfer Winzerlauf

Der Stammersdorfer Winzerlauf steht für Laufsport vom Feinsten. Etwa 1.500 Aktive nahmen dieses Jahr bei idealem Laufwetter und großartiger Stimmung an dem Traditionsevent in den Stammersdorfer Weinbergen teil.

Mit dabei waren auch 10 Ziesel-Runner und viele Ziesel-Fans, die mit Ziesel-T-Shirts und Ziesel-Fahnen auf die massiv bedrohte Ziesel-Population beim Wiener Heeresspital aufmerksam machten. Obwohl in Österreich auf Platz 1 der Roten Liste, blicken die nicht unweit vom Veranstaltungsort lebenden Tiere – trotz strenger Naturschutzgesetze – einer äußerst ungewissen Zukunft entgegen.

Zustimmenden Applaus für die Ziesel setzte es, als die Ziesel-Runner dem Moderator und dem Publikum den Hintergrund für die vielen Ziesel-Fahnen und -Shirts erläuterten. Auch in persönlichen Gesprächen drückten viele Anwesende ihre Solidarität mit den gefährdeten Nagern aus.

Ziesel beim Stammersdorfer Winzerlauf Ziesel beim Stammersdorfer Winzerlauf

Ziesel beim Stammersdorfer Winzerlauf Ziesel beim Stammersdorfer Winzerlauf

Für den Start in den Laufherbst in einem wundervollen Ambiente ist der Stammersdorfer Winzerlauf längst die Empfehlung. Die IGL-Marchfeldkanal gratuliert dem Organisator und seinem dynamischen Team zu einer rundum gelungenen Veranstaltung!

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Auf den Grünflächen rund um das Wiener Heeresspital existiert eine der letzten großen Ziesel-Kolonien Österreichs. Nach dem nördlichen Abschnitt plant die Stadt Wien nun auch den Bereich südlich des Heeresspitals, gegenüber dem Ekazent B7, in Bauland umzuwidmen. Eine entsprechende Studie findet sich bereits im Internet.

Wie schon beim letzten Widmungsverfahren, drohen also die streng geschützten Tiere, die in Österreich auf Platz 1 der Roten Liste stehen, erneut unter den Tisch zu fallen.

Indes legt die Wiener Naturschutzbehörde keinen allzu großen Wert auf den Schutz der betroffenen Tiere und die artgerechte Pflege ihres Lebensraums.

Planungen und Verkaufsgespräche im Laufen

Südlich des Wiener HeerespitalsZiesel-Lebensraum südlich des Wiener Heeresspitals 

Das Ziesel-Vorkommen südlich des Wiener Heeresspitals ist seit Sommer 2011 durch die Universität Wien im Auftrag der Wiener Naturschutzbehörde MA 22 dokumentiert. Darüber hinaus sind dort auch Vorkommen der europaweit ebenso streng geschützten Feldhamster und Zauneidechsen bekannt.

Ziesel-Habitat südlich des Wiener Heeresspital   Ziesel-Habitat südlich des Wiener Heeresspital
Zieselbaue südlich des Wiener Heeresspitals

Anfang August 2012 wurden auf den Internetseiten der Wiener MA18, zuständig für Stadtentwicklung, entsprechende Absichten für eine Umwidmung der Flächen südlich des Heeresspitals in Bauland publiziert:

Im Bereich südlich des Heeresspitals bestehen ebenfalls Flächen für einen potenziellen Städtebau. Wenngleich hier erst der Anfang der Planungsphase erreicht ist, stellt insbesondere der Nahbereich des Marchfeldkanals eine attraktive Wohnperspektive dar.

Inzwischen wurde diese Textpassage von der Stadtplanungswebsite, die befremdlicherweise jeden Hinweis auf die dort ansäßigen, „prioritär bedeutenden“ Ziesel vermied, wieder entfernt.

Laut Medienberichten dürften die Planungen jedoch weitergehen. Übereinstimmend war zudem von zwei verschiedenen Quellen zu erfahren, dass entsprechende Verhandlungen über den Verkauf der derzeit für Landwirtschaft gewidmeten Flächen im Laufen sein sollen.

History repeats itself?

Unweigerlich werden Erinnerungen an den eiligen Widmungsvorgang in 2010 wach. Schon damals war das dichte Ziesel-Vorkommen beim Wiener Heeresspital längst dokumentiert. Das Gebiet nördlich des Heeresspitals wurde trotzdem kommentarlos, ohne Berücksichtigung des gesetzlichen Artenschutzes, für Wohnbau umgewidmet, obwohl sich das beabsichtigte Projekt mit dem bereits bekannten Habitat überschnitt.

Nach Expertenmeinung des Lebensministeriums würde die Verbauung des Habitats nördlich des Wiener Heeresspitals gegen geltendes EU-Recht verstoßen

Studie bereits im Internet

Für die Verbauung südlich des Wiener Heeresspitals existiert eine Studie des Architekten Johannes Kastner-Lanjus, der auch das städteplanerische Konzept für das Projekt nördlich des Heeresspitals erstellt hat:

Bebauungsplan südlich Wiener Heeresspital

Link zum Verbauungskonzept südlich des Heeresspitals

Demnach ist auf den Flächen südlich des Heeresspitals, gegenüber dem Einkaufszentrum B7, die Errichtung von bis zu 8-geschößigen Gebäuden vorgesehen.

Zudem soll auch der vor dem Heeresspital an der Brünner Straße befindliche Parkplatz verbaut werden, was ein weiteres Indiz für die bevorstehende Schließung des Wiener Heeresspitals wäre.

Landwirtschaft in Ziesel-Habitat ohne behördliche Auflagen

Zurzeit wird auf einem Teil der Flächen südlich des Wiener Heeresspitals Landwirtschaft betrieben, der Rest liegt brach. Aus dem Ziesel-Gutachten von 2011 geht klar hervor, dass bei der Bewirtschaftung von Ziesel-Habitaten bestimmte Einschränkungen zum Schutz der Tiere einzuhalten sind.

In einem Mail von der MA 22 werden die einzuhaltenden Schutzmaßnahmen so zusammengefasst:

Auch landwirtschaftliche Nutzung benötigt keine Bewilligung, wenn auf die Bedürfnisse der Tiere Rücksicht genommen wird. Dazu gehört der Verzicht auf Gülle, Herbizide und Pestizide, es muss weiterhin genug Nahrung zur Verfügung stehen (z.B.: alle 50 m einen Streifen unbearbeitet lassen) und die Bearbeitungstiefe darf 30 cm nicht übersteigen.

Trotz des wissenschaftlich fundierten Kenntnisstands wurden die Grundstückseigentümer südlich des Heeresspitals von der Naturschutzbehörde nicht über die einzuhaltenden Auflagen informiert. Wie sonst hätten die betroffenen Eigentümer über die zu berücksichtigenden Bedürfnisse zur Einhaltung des Artenschutzes erfahren sollen?

Seitens der MA22 wurden somit keine präventiven Maßnahmen zum Schutz der streng geschützten Ziesel und ihres Lebensraumes gesetzt. Die gezeigte Passivität der Behörde verwundert jedoch sehr, denn aufgrund Europäischen Rechts besteht die Verpflichtung zum Setzen präventiver Maßnahmen, damit es möglichst erst gar nicht zu Verstößen gegen das Störungs- und Tötungsverbot kommen kann. Das strenge Schutzsystem der FFH-Richtlinie setzt also den Erlass kohärenter und vorbeugender Maßnahmen voraus.

Dichte Bewirtschaftung bringt Ziesel unter Druck

Lichtundurchlässiges Hirsefeld südlich des Wiener Heeresspitals
Suboptimale Ziesel-Habitatsbewirtschaftung südlich des Wiener Heeresspitals

In diesem Jahr wurde auf dem Feld südlich des Heeresspitals dicht Hirse angebaut. Das setzt jedoch das dortige Ziesel-Vorkommen massiv unter Druck, denn aufgrund der resultierenden fehlenden Lichtdurchlässigkeit ist die Rundumsicht und Orientierung der Tiere erheblich eingeschränkt. Im Ziesel-Gutachten der Universität Wien aus der Jahr 2005 über den Einfluss der Lichtverhältnisse auf Ziesel-Lebensräume liest man dazu:

Wichtiger als die Höhe der Vegetation scheint deren Zusammensetzung und damit optische Transparenz zu sein.

Durch eine proaktive Beratung bei der Fruchtwahl durch die Naturschutzbehörde hätte sicher eine Lösung gefunden werden können, die den Zieseln und ihrem Lebensraum zuträglicher gewesen wäre. So stellt sich nun die Frage nach der allfälligen Verantwortlichkeit, sollte das Ziesel-Vorkommen südlich des Wiener Heeresspitals innerhalb von 12 Monaten zurückgegangen oder gar erloschen sein.

Verbrachung von öffentlichem Ziesel- und Hamsterlebensraum

Brache südlich des Wiener HeeresspitalsDas Grundstücke (871/1 KG 01616) südlich des Heeresspitals ist im Besitz der Republik Österreich. Auf der Liegenschaft inmitten eines dokumentierten Ziesel- und Feldhamster-Habitats erfolgen jedoch keinerlei Pflegemaßnahmen.

Dementsprechend ist der brachliegende Streifen mittlerweile überaus dicht mit Goldrute verwachsen, was aber den Fortbestand der streng geschützten Tiere dort massiv erschwert. Kartierungsdaten der Universität Wien legen nahe, dass das Grundstück mit Zieseln und Feldhamstern besetzt war, als es noch gemäht wurde. Jedenfalls ist dort in der Wiener Feldhamster-Verbreitungskarte aus dem Jahr 2010 ein Feldhamstervorkommen dokumentiert.

Auch für die im Besitz der öffentlichen Hand befindliche Liegenschaft ist somit zu klären, weshalb trotz der Kenntnis des Vorkommens der europarechtlich streng geschützten Ziesel und Feldhamster, präventive Maßnahmen zum Schutz der Tiere und dem dauerhaften Erhalt ihres Lebensraums unterblieben sind. Insbesondere sind die Ziesel-Lebensräume am gesamten Wiener Stadtgebiet streng geschützt, d.h. die unbeinträchtigte Aufrechterhaltung deren Funktion.

Als negative Konsequenz der Verbrachung ist die Verbindung zur Kernpopulation am Areal des Heeresspitals,  die für die Ziesel südlich davon vital notwendig ist, funktional stark oder ganz eingeschränkt.

6.500 Unterschriften für ein Naturschutzgebiet

Der dauerhafte Schutz und Fortbestand der großen Ziesel-Reliktpopulation beim Wiener Heeresspital muss endlich absolute Priorität haben! Dieser lässt sich jedoch nur erreichen, indem die Flächen am und rund um das Heeresspital in ein geeignetes Naturschutzgebiet umgewandelt und langfristig artgerechte Pflegemaßnahmen etabliert werden.

Andernfalls sind die massiv vom Aussterben bedrohten Tiere weiterhin anhaltendem Druck durch wirtschaftliche Interessen und möglichen Fehlplanungen aufgrund von bedauerlichen Kommunikationspannen ausgesetzt.

Bereits 6.500 Menschen unterstützen diese Forderung. Unterschreiben auch Sie!

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IGL-Marchfeldkanal bei den Artenschutztage Schönbrunn 2012

Trotz hochsommerlichem Badewetter kamen auch dieses Jahr wieder viele Interessierte zu den Artenschutztagen im Tiergarten Schönbrunn. Mehr als zwanzig Organisationen stellten nationale und internationale Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt vor und informierten wie Artenschutz tagtäglich auch im Kleinen gelebt werden kann. Für die Kinder gab es eine spannende Rätselrally, woran viele Nachwuchsumweltschützer mit großem Eifer teilnahmen.

Infostand der IGL-Marchfeldkanal gut besucht

Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit sich am Stand der IGL-Marchfeldkanal über die prekäre Situation der Ziesel in Österreich und speziell in Wien zu informieren. Einst im Osten Österreichs weit verbreitet, stehen die Tiere heute auf Platz 1 der roten Liste. Trotz vieler Warnungen hält die Vernichtung und Fragmentierung ihrer Lebensräume unverändert an.

Erfreulicherweise war den meisten Gästen die bedrohte Ziesel-Kolonie beim Wiener Heeresspital schon aus zahlreichen Medienberichten bekannt. In persönlichen Gesprächen wurde über den tatsächlichen Stand der Dinge und die nach wie vor aufrechte Gefährdung durch die drohenden Umlenkungsmaßnahmen informiert. Viele Besucher nutzten vor Ort die Möglichkeit mit ihrer Unterschrift unsere Forderung zur Einrichtung eines Naturschutzgebietes rund um das Wiener Heeresspital zu unterstützen.

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Kürzlich erklärte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig in einem Interview mit dem „Standard“ einer staunenden Leserschaft, dass die Ziesel in Wien wieder vermehrt auftreten würden.

Tatsächlich stehen die Europäischen Ziesel in Österreich jedoch schon seit vielen Jahren auf Platz 1 der Roten Liste und die Prognosen sind negativ. Der landesweit schlechte Erhaltungszustand und die dramatischen Bestandsrückgänge lassen sich anhand einer Vielzahl einschlägiger Quellen zweifelsfrei nachvollziehen. Für den behaupteten positiven Trend in der Bundeshauptstadt fehlt hingegen ein objektiv nachvollziehbarer Beleg.

Trotz des begründeten strengen Schutzstatus der Ziesel, wurde beim Wiener Heeresspital 2010 der Lebensraum einer der letzten großen Ziesel-Kolonien kommentarlos teilweise für Wohnbau umgewidmet. Nun droht eine Absiedlung der sensiblen Tiere auf ominöse Ausgleichsflächen, deren Lage bislang – wenn überhaupt – nur die eingeschaltete PR-Agentur kennt.

Nachfolgend eine Zusammenstellung seriöser Quellen, die sich mit dem realen Erhaltungszustand der Ziesel in Österreich auseinandersetzen. Sie alle legen nahe, dass jeder vermeidbare Eingriff in Ziesel-Lebensräume ein unverantwortlicher ist.

EU-Biodiversitätsdatenbank: „Unfavourable Bad“

In der Biodiversitätsdatenbank der Europäischen Union sind für die nichtalpine biogeographische Region Österreichs lediglich vier Säugetierarten mit dem schlechtest möglichen Erhaltungszustand „U2 – Unfavourable Bad“ ausgewiesen. Neben dem Europäischem Ziesel (Spermophilus citellus) befinden sich drei Fledermausarten in diesem Status.

Ziesel in EU-Biodiversitätsdatenbank

Für Details klicken – Siehe Spermophilus citellus
(C) Eionet – European Topic Centre on Biological Diversity

Die zugrundeliegenden Daten wurden nicht etwa im fernen Brüssel geschätzt, sondern basieren auf authentischem Datenmaterial aus Österreich. Die Datenqualität ist dabei ausdrücklich als „Good“, d.h. basierend auf umfangreichen Erhebungen, ausgewiesen.

Sowohl Bestandszahlen als auch Habiatsgrößen zeigen substanzielle Einbrüche gegenüber den Vergleichswerten. Dazu kommt, dass die Zukunftsperspektive für die Ziesel in Österreich zusammenfassend als „Bad“ eingestuft ist.

Rote Liste des Lebensministeriums: Scharfe Kritik an Wien

Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs, Herausgeber LebensministeriumAuch in der der vom Lebensministerium herausgegebenen „Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs“ (2005) zeigt sich ein analoges Bild. Der Erhaltungszustand des Europäische Ziesel wird darin als „Endangered“ klassifiziert, d.h. es besteht sehr hohes Risiko, dass es in Österreich in naher Zukunft ausstirbt.

Sowohl hinsichtlich Bestands- als auch Habitatsentwicklung wird ein massiv negativer Trend dokumentiert und dringender Handlungsbedarf zum Erhalt der Art festgehalten.

Mit scharfen Worten kritisiert die Expertin Friederike Spitzenberger (renommierte Ziesel-Forscherin und ehemalige Leiterin der Säugetierabteilung des Wiener Naturhistorischen Museums) in den Erläuterungen zur Roten Liste den Wiener Umgang mit der „prioritär bedeutenden“ Art:

Obwohl das Ziesel in Anhang II der Flora-Fauna-Habitats-Richtlinie steht, wird es beispielsweise im Bundesland Wien, in dem die Art naturschutzrechtlich als ‚prioritär bedeutend‘ geschützt ist, von Flächen auf denen es ‚stört‘, auf andere ,transloziert‘. Derartige Umsiedlungen führten bisher immer zu großen Verlusten.

Prioritätenliste des Umweltdachverbands

Prioritätenliste der 50 bedrohtesten Tierarten ÖsterreichsIm Mai 2008 veröffentlichte der Umweltdachverband eine Prioritätenliste jener 50 Tierarten für deren Erhalt in Österreich der dringlichste Handlungsbedarf besteht. An erster Stelle dieser Aufstellung findet sich das Europäische Ziesel.

„Österreichs biologischer Reichtum schwindet rasant“, warnte Umweltdachverbands-Präsident Gerhard Heilingbrunner anlässlich der Präsentation der Prioritätenliste im Rahmen einer Pressekonferenz eindringlich. Zugleich betonte man, dass es in Österreich vermutlich nur noch mehrere tausend Ziesel gebe, deren Lebensräume aber stark bedroht sind.

Dramatischer Rückgang in Wien seit 1970

Wie aus dem Standardwerk „Die Säugetierfauna Österreichs“ (F. Spitzenberger, 2001) hervorgeht, sind am Wiener Stadtgebiet zwischen den Jahren 1970 und 2000 eine große Anzahl der dokumentierten Ziesel-Populationen unwiederbringlich erloschen.

Einst kamen die Tiere in Alt-Floridsdorf, Kagran – Leopoldau, Neukagran, Aspern, im Prater, auf den Aspanggründen, im Erdberger Mais, auf der Simmeringer Haide, zwischen Matzleinsdorfer Platz und Wienerberg, am westlichen Laaer Berg, im Bereich Hetzendorf – Altmannsdorf – Alterlaa – Neusteinhof, Rodaun – Kalksburg, im Lainzer Tiergarten und am Roten Berg vor.

Nachfolgende Abbildung verdeutlicht augenscheinlich den dramatischen Rückgang der Wiener-Zieselpopulationen in den letzten Jahrzehnten. Die Rechtecke repräsentieren dabei die südwestlichen Eckpunkte der Geokoordinaten-Minuten-Intervalle (WGS 84) einstiger (rot), fraglicher (grau) und bestehender Vorkommen (grün), entnommen aus der Begleit-CD des Säugetier-Atlas.

Bestandsrückgang der Ziesel in Wien seit 1970 (Quelle: F. Spitzenberger)
Ziesel-Vorkommen in Wien:
Rot = Erloschen, Grün = Aktuell, Grau = Fraglich
Quellen: Die Säugetierfauna Österreichs (F. Spitzenberger), Uni Wien (I. Hoffmann)
Visualisierung: geoland.at

„Die geschützten Säugetiere Wiens“

Die geschützten Säugetiere WiensZur Gefährdungssituation der Ziesel in Wien findet sich auf den Internet-Seiten der Stadt Wien und der Wiener Umweltschutzabteilung MA 22 viel an Information.

So beschreibt etwa das Dokument „Die geschützten Säugetiere Wiens“ die Situation aller in Wien vorkommender geschützter Säugetiere.

Speziell für die Ziesel wird das Verschwinden zahlreicher Populationen in den letzten Jahrzehnten bestätigt und vor der aufrechten Bedrohung und deren Ursachen für den verbliebenen Bestand gewarnt:

Diese letzten Restvorkommen in Wien sind jedoch durch neue Bauvorhaben (Wohnbauten, Straßen, “gepflegte” Erholungslandschaften (keine Nahrungsgrundlage) weiter gefährdet; auch freilaufende Katzen und aktive Verfolgung (Fallen) wegen unerwünschter Grabetätigkeit tragen in machen Gebieten zum Erlöschen von Kolonien bei (z.B. Erholungsgebiet “Seeschlacht” bei Langenzersdorf).

Ziesel-Erhaltungszustand in Wien ungewiss

Anders als in Niederösterreich, wo durch die engagierte Initiative „Netzwerk Ziesel“ unter Führung des Naturschutzbund NÖ ein fortlaufendes Monitoring der Ziesel-Bestände stattfindet, liegen in Wien diesbezüglich keine aktuellen Zahlen vor.

Soweit bekannt, fanden die letzte Bestandserhebungen im Süden Wiens im Jahr 2002, im Norden in 2005 statt. Lediglich das, seit spätestens dem Jahr 2007 dokumentierte, dichte Vorkommen beim Wiener Heeresspital, welches dort bekanntlich einem, erst zeitlich später geplanten, Großbauvorhaben „im Weg steht“, wurde im Sommer 2011 kartiert.

Insbesondere die Daten zu den südlichen Populationen, die im Schnitt kleiner als jene im Norden und damit stärker gefährdet sind, erscheinen im Lichte dessen stark veraltet. Auch zur verbliebenen Population am Gelände der Pädagogischen Akademie, die 2001 nur zum Teil auf den Bisamberg abgesiedelt wurde, liegt kein aktuelles Monitoring vor. Dem Vernehmen nach könnte der Bestand dort stark zurückgegangen oder das Vorkommen gar Erloschen sein.

Aufgrund von fehlendem aktuellen Datenmaterials, trotz aufrechter Gefährdungsfaktoren, ist eine objektiv nachvollziehbare Beurteilung des Ziesel-Erhaltungszustands und der Entwicklungstendenzen für das Wiener Stadtgebiet somit nicht möglich.

„Günstiger Erhaltungszustand“ notwendig für Ausnahmegenehmigung

Für die drohenden Eingriffe in den Lebensraum der Ziesel und Feldhamster beim Wiener Heeresspital ist die Gewährung einer Ausnahmegenehmigung nach dem Wiener Naturschutzgesetz erforderlich. Notwendige, aber freilich nicht hinreichende Voraussetzung zur Erteilung einer solchen Genehmigung ist, dass sich in Wien die Populationen beider Arten in einem günstigen Erhaltungszustand befinden.

Zum Nachweis des günstigen Erhaltungszustandes reicht jedoch nicht die bloße Behauptung, dass ein solcher gegeben wäre. Vielmehr ist dafür ein objektiv nachvollziehbarer Nachweis anhand anerkannter Kriterien erforderlich.

Unabhängig davon verpflichtet die FFH-Richtlinie die EU-Mitgliedstaaten den Erhaltungszustand der EU-weit geschützten Arten und Lebensräume innerhalb der jeweiligen Staatsgrenzen zu überwachen. Die Ergebnisse dieses Monitorings müssen gemeinsam mit den Informationen über die in den Natura 2000-Gebieten gesetzten Erhaltungsmaßnahmen und deren Auswirkungen alle sechs Jahre in Berichten der Europäischen Kommission vorgelegt werden.

5.550 Unterschriften für kompromisslosen Artenschutz

Viele Quellen dokumentieren also glaubhaft und übereinstimmend eine düstere Perspektive zum Fortbestand der Ziesel in Österreich. Dennoch droht nun beim Wiener Heeresspital die riskante Vertreibung der dort lebenden Ziesel aus ihrem funktionierenden Lebensraum. Auch einer größere Kolonie der ebenso streng geschützten Feldhamster wäre betroffen.

Die überparteiliche Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal fordert Priorität für den Schutz der Ziesel und Hamster, ohne Wenn und Aber! Daher treten wir gemeinsam mit bereits 5.550 Unterstützern für die Einrichtung eines Naturschutzgebietes auf sämtlichen unverbauten Flächen rund um das Wiener Heeresspital ein.

Unterschreiben auch Sie!

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Begleitet von großem PR-Rummel ließen die Bauträger Kabelwerk und Donaucity kürzlich verlauten, dass für die streng geschützten Ziesel nördlich des Wiener Heeresspitals Ausgleichsflächen gefunden seien und die Tiere freiwillig dorthin abwandern würden.

Just die wichtigste Information, nämlich die genaue Lage dieser Ausgleichsflächen, blieb man bis dato jedoch schuldig. Wie ein brisanter Bescheid der Naturschutzbehörde nahelegt, ist zudem zu befürchten, dass die Abwanderung der Tiere gar nicht so freiwillig vonstattengehen soll.

Hinter verschlossenen Türen scheinen schon jetzt Bewilligung und Erfolg der Lenkungsmaßnahmen festzustehen, denn der Bauträgerwettbewerb für das von den Zieseln bewohnte Biotop soll noch heuer starten.

Ziesel-Exodus über Marchfeldkanal-Brücke

Zwar stehen Ausgleichsflächen angeblich schon bereit, dennoch wurden konkrete Angaben zu deren Lage tunlichst vermieden. Durchgedrungen ist bislang lediglich, dass ein Teil der Ausgleichsflächen jenseits des Marchfeldkanals liegen soll.

Um aus eigener Kraft dorthin zu gelangen, müssten die Ziesel jedoch eine schmale Brücke über den Marchfeldkanal queren. Aus der Perspektive der am Feld nördlich des Wiener Heeresspitals lebenden Ziesel, sieht diese Brücke so aus:


Blick aus der Ziesel-Perspektive auf die Exodus-Brücke

Bislang existiert kein Nachweis, dass auch nur ein einziges Ziesel jemals diese Brücke über den Marchfeldkanal überquert hat, die bei schönem Wetter, wo die scheuen Tiere die meiste Oberflächenaktivität zeigen, auch von vielen erholungssuchenden Menschen frequentiert wird.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Marchfeldkanals zeigt sich ein ernüchterndes Bild. Entgegen der kommunizierten Darstellung, stehen für die Ziesel jenseits der Brücke offensichtlich keine geeigneten Ausgleichsflächen bereit. Keine Spur von den „vielfältigen Blumenwiesen mit vielen Arten von Gräsern und Blütenpflanzen“.

Brisant: Antrag auf Ziesel-Lenken ohne Ausgleichsflächen!

Seitens der Bauträger ist man bemüht zu betonen, dass die Ziesel freiwillig auf die Ausgleichsflächen abwandern sollen. „Alle Zeitpläne sind Spekulation, wir richten uns ganz nach den Tieren“, gibt man sich gegenüber der Kronen Zeitung geduldig.

MA22 Bescheid 593 2012Ein brisanter Bescheid der Wiener Naturschutzbehörde MA 22 nährt jedoch massiv Zweifel, ob den Zieseln nördlich des Wiener Heeresspitals überhaupt Zeit zum Abwandern gegeben werden soll. Denn bereits im Februar 2012 beantragten die Bauträger bei der MA 22 die Erlaubnis zum Lenken der Ziesel auf Ausgleichsflächen durch streifenweises Bearbeiten ihres Lebensraums.

 

Doch wie aus dem Papier hervorgeht, konnten die Bauträger auf behördliche Nachfrage nicht darlegen, wohin denn die streng geschützten Tiere gelenkt werden sollen! Folgerichtig lehnte die MA 22 das offensive Ansinnen ab. Jede andere Entscheidung hätte einen veritablen Naturschutzskandal bedeutet.

Zu befürchten ist also, dass jetzt, wo Ausgleichsflächen angeblich vorhanden sind, der freiwilligen Ziesel-Abwanderung mit schwerem Gerät nachgeholfen werden soll. Angesichts eines mächtigen Pflugs werden die kleinen Tiere zwar instinktiv, jedoch keineswegs freiwillig ihren Lebensraum verlassen.

Pflügen nördlich des Wiener Heeresspitals

Bauträgerwettbewerb bereits angekündigt

Beim Wohnfonds Wien dürften jedenfalls keine Zweifel hinsichtlich der positiven Erledigung des Naturschutzrechtlichen Verfahrens beim Wiener Heeresspital und auch der freiwilligen Akzeptanz der Ausgleichsflächen durch die Ziesel bestehen. Noch im Jahr 2012 soll der Bauträgerwettbewerb zur Verbauung und damit zur unwiederbringlichen Zerstörung jenes wertvollen Lebensraums starten, wo heute noch die Ziesel und weitere streng geschützte Arten leben.

Die entsprechende Ankündigung und erste Details zu den Bauplätzen finden sich bereits auf der Website des Wohnfonds Wien.

Auftragsforschung zum Zweck der Absiedlung

Obwohl ein Ziesel-Vorkommen im Gebiet zwischen Marchfeldkanal und Brünner Straße schon seit 2006 durch die MA 22 dokumentiert ist, widmete man in 2010 einen Teil des Lebensraums kommentarlos für Wohnbau um. Weder erfolgte eine Umweltprüfung, noch wurden Alternativen geprüft, noch angesichts des drohenden Konflikts präventive Maßnahmen zum Schutz der Population gesetzt. Bereits damals standen die Ziesel in Österreich auf Platz 1 der Roten Liste.

Da passt es nur allzu gut in das traurige Bild, dass man sich erst jetzt, wo die inzwischen medial bekannten Tiere einem Großbauprojekt unübersehbar im Weg stehen, mit ihnen auseinandersetzen will. Die Beauftragung zur Erforschung der Ziesel-Population erfolgte aber letztlich nur mit dem zentralen Ziel, diese abzusiedeln

Unverständlicherweise beschränken sich die Untersuchungen dabei ausschließlich auf jene Ziesel, die nördlich des Heeresspitals leben. Der Rest der großen Kolonie rund um das Heeresspital wird ausgeblendet, obwohl die Auswirkungen des Bauvorhabens mit Sicherheit über die Grundstücksgrenzen hinweg reichen.

5.400 Unterschriften für würdigen Artenschutz

Nach Expertenmeinung des Lebensministeriums würde die Verbauung des Habitats gegen geltendes EU-Recht verstoßen. Dennoch droht nun, weichgezeichnet durch professionelle PR-Inszenierungen, die riskante Vertreibung der massiv vom Aussterben bedrohten Ziesel und der ebenfalls dort ansässigen, streng geschützten Feldhamster aus ihrem funktionierenden Lebensraum.

Die überparteiliche Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal fordert Priorität für den Artenschutz, ohne Wenn und Aber! Daher treten wir gemeinsam mit bereits 5.400 Unterstützern für die Einrichtung eines Naturschutzgebietes auf sämtlichen unverbauten Flächen rund um das Wiener Heeresspital ein.

Unterschreiben auch Sie!

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Ernst Gruber von InselTV hat der Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal freundlicherweise ein weiteres sehenswertes Video von der sensationell besuchten Ziesel-Mahnwache, die am Samstag den 2. Juni 2012 stattfand, zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!

(C) Ernst Gruber, inseltv.at

Frau Dr. Ilse Hoffmann (Universität Wien) betonte gegen Ende der Veranstaltung in einem spontanen Statement (O-Ton), dass es beim Wiener Heeresspital definitiv zu keiner Ziesel-Umsiedlung kommen wird.

Es wird definitiv nicht umgesiedelt. Es gibt einen Aktenvermerk in der MA22, dass über Erfolge von Ziesel-Umsiedlungen zu wenig bekannt ist, vor allem gar nichts positives bekannt. Es wird nicht umgesiedelt.

„Umsiedeln“ meint jedoch nicht dasselbe wie „Umlenken“: Bereits im Vorfeld der Mahnwache wurden, begleitet von medialem Trommelwirbel, die Pläne zur Umlenkung der nördlich des Wiener Heeresspitals lebenden Ziesel und Feldhamster auf „Ausgleichsflächen“ bekräftigt. Wie sich zahlreiche Teilnehmer der ökologischen Führung persönlich überzeugen konnten, drängen sich geeignete Kandidaten für solche Ersatzflächen nicht mit freiem Auge auf.

Medienberichte

Weitere Berichte zur Ziesel-Mahnwache finden sich auf der Medienschau-Seite, wobei wir ganz besonders auf die eindringliche Kolumne von Frau Maggie Entenfellner hinweisen möchten.

Bemerkenswert an der Medienberichterstattung anläßlich der „Präsentation“ der Ausgleichsflächen durch die Bauträger ist außerdem, dass sich Frau Dr. Ilse Hoffmann von einigen Zitaten, die ihr in den Medien unterstellt wurden, mittlerweile in einem persönlichem Kommentar energisch distanziert hat.

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